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Sport: Wechsel mit Tempo

Torsten Frings hat gegen Holland ein Tor erzielt – nach der EM will er für den FC Bayern treffen

Torsten Frings verspürte Lust an der Freude. Also hob der deutsche Mittelfeldspieler in der 35. Minute des Spiels gegen Holland seinen rechten Arm und winkte ausgelassen in die Kurve des Drachenstadions von Porto, in der sich die deutschen Fans befanden. Dabei war das Spiel gar nicht unterbrochen. Der Dortmunder hatte fünf Minuten vorher das 1:0 erzielt, und den Holländern muss die Einlage als kleine Unverschämtheit vorgekommen sein. So selbstbewusst ist der deutsche Fußball bei dieser EM. Und so selbstbewusst ist Torsten Frings, der eine tolle Leistung bot, ein Tor schoss – und kurz vor dem Spiel seine berufliche Zukunft geklärt hatte. Frings wechselt von Borussia Dortmund zum FC Bayern München.

Nach dem für die favorisierten Holländer schmeichelhaften 1:1 erkannten allerdings viele Beteiligte, dass nicht Frings allein die deutsche Mannschaft stark gemacht hat. Vielmehr war es das Auftreten als geschlossenes und körperlich starkes Team. „Die Spieleröffnung der Deutschen war besser“, analysierte Hollands Andy van der Meyde. Sein Sturmkollege Ruud van Nistelrooy, dem noch der Ausgleich gelungen war, freute sich: „Wir sind nach dem Rückstand wieder zurückgekommen. Das schafft nicht jeder gegen Deutschland.“ Da klang viel Respekt vor dem gut geordneten und leidenschaftlich geführten Spiel der Deutschen mit. Möglich machte das vor allem das deutsche Mittelfeld mit Regisseur Michael Ballack – und mit dem agilen Torsten Frings.

Mit seinem Freistoß, „der als Flanke gedacht war“, die nur niemand im Strafraum erreichte, erzielte Frings die Führung. Er warf sich so sehr ins Spiel, dass er zehn Minuten vor dem Ende ausgewechselt werden musste. „Ich war einfach platt“, sagte Frings. Kurz darauf passierte dem für ihn gekommenen Bremer Fabian Ernst der Fehler, der zum Ausgleich führte. „Das Ding nehme ich auf meine Kappe“, sagte Ernst, der an der Eckfahne van der Meyde eine Flanke ermöglichte, die van Nistelrooy nutzte. „Fabian wollte die Situation spielerisch lösen, anstatt den Ball auf die Tribüne zu schießen“, sagte Teamchef Rudi Völler.

Abgesehen von diesem Patzer erwies sich die deutsche Taktik, aus einem kompakten Mittelfeld mit nur einer Spitze gegen die spielstarken Holländer zu agieren, als richtig. Natürlich hat das die Holländer nicht überrascht. Das Team von Völler hat die Vorgaben nur überraschend gut umgesetzt. In der ersten Halbzeit brachten die Holländer nicht eine Ecke zu Stande. „Wir waren knapp dran, zu gewinnen“, sagte Michael Ballack, der zum besten Mann des Spiels gekürt wurde. Und der in Torsten Frings einen guten Spielpartner an seiner Seite wusste.

Nach der EM wird Frings für angeblich 8,5 Millionen Euro zu Bayern München wechseln und dort einen Dreijahresvertrag unterschreiben. Noch wenige Stunden vor dem Spiel hatte er seine berufliche Zukunft geklärt. „In Dortmund ging viel drunter und drüber. Ich will aber Meister werden und in der Champions League spielen“, sagte er. Offensiv war Frings mit seinem Wechsel umgegangen; er wollte Klarheit und hatte schon vor Wochen gesagt: „Wenn Trainer Sammer geht, gehe ich auch.“ Sammer ging schließlich – und nun auch Frings.

Schon vor zwei Jahren wechselte Frings während der WM, damals von Bremen nach Dortmund – ohne negative Auswirkungen. Er war in Asien neben Ballack und Kahn eine der Stützen des Vizeweltmeisters. „Ich kann so etwas gut beiseite schieben“, meint Frings. Er war sich aber auch bewusst, dass es „nach einer Niederlage geheißen hätte, die Spieler sind mit ihren Gedanken woanders.“

Nun ist nur noch offen, bei welchem Verein Michael Ballack nach der EM spielt. Werden ihn die Bayern behalten oder an den FC Barcelona verkaufen? Am Samstag ist Lettland der nächste Gegner der Deutschen. Vielleicht kann auch Ballack vor dem Spiel seine Zukunft klären.

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