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Die Olympiasieger Sebastian Brendel (rechts) und Jan Vandrey müssen sich in Zukunft noch mehr strecken.

© dpa

Wegen gekürzter Zuschüsse: Kanu-Verband muss Trainer entlassen

Bei Olympia in Rio holten die Kanuten sieben Medaillen, doch künftig erhält der Verband deutlich weniger Geld vom Bund und muss nun Trainer entlassen.

Trotz aller Versprechungen im Zuge der Spitzensportreform muss der erfolgreichste deutsche Sommersportverband erst mal mächtig sparen. Dem Deutschen Kanu-Verband werden nach eigenen Angaben im neuen olympischen Zyklus Bundes-Zuschüsse jährlich in sechsstelliger Höhe gestrichen. Aus schierer Geldnot könne die freiwerdende Stelle des Rennsport-Cheftrainers somit nicht neu besetzt werden, obendrein müssten vier Nachwuchscoaches entlassen werden. „Mit dieser Perspektive wird es uns nicht mehr möglich sein, unsere Talente zu finden, zu fördern oder gar wie bisher in die Weltspitze zu bringen“, beklagte Verbandschef Thomas Konietzko am Dienstag.

Konkret gab der DKV an, dass ihm die Finanzierung für bestehende Projekte bei der Talentfindung- und entwicklung gestrichen werde und dadurch Einsparungen im Gesamtbudget nötig seien. Ungeachtet dessen müsse das Gehaltsniveau bei den Spitzentrainern erhöht werden, um Abwerbeversuchen anderer aufstrebender Kanu-Nationen entgegenzuwirken. Somit könne nun auch kein Nachfolger für den scheidenden Rennsport-Chefcoach Reiner Kießler installiert werden.

Der 65-Jährige, der die deutschen Kanuten bei den Sommerspielen in Rio im August zu sieben Medaillen geführt hatte, geht wie geplant in Rente. Kießlers Aufgaben sollen vorerst Sportdirektor Jens Kahl und Kajak-Männer-Disziplincoach Arndt Hanisch mitübernehmen. „Dass wir diese Position nicht neu besetzen können, macht uns natürlich große Sorge“, kommentierte Konietzko. „Wir hätten nicht gedacht, dass uns künftig sogar weniger Geld als bisher zur Verfügung steht.“

Die Kürzungen überraschten den Kanu-Verband völlig

Die im Dezember auf der DOSB-Mitgliederversammlung in Magdeburg verabschiedete Leistungssportreform ergebe keinen Sinn, wenn nun im Nachwuchsbereich bei erfolgreichen Sportarten gespart werde, kritisierte er. Ziel der Reform ist es eigentlich, den deutschen Sport nach zwei Übergangsjahren 2017 und 2018 auf Erfolg zu trimmen. Durch ein Potenzialanalysesystem werden Sportler und Disziplinen zukünftig in drei Cluster eingeteilt und nach ihren Erfolgsaussichten in den nächsten vier bis acht Jahren bewertet.

Sportarten, die nach dieser Einschätzung nicht auf Topniveau wettbewerbsfähig sind, erhalten weniger Förderung. Nicht mehr die Erfolge der Vergangenheit, sondern Potenziale und Perspektiven sollen nun für die Klasseneinteilung und somit für die Höhe der Fördergelder maßgeblich sein. Im Zuge des Reformprojekts seien Erwartungen geweckt worden, „wonach der Sport doch eine hohe Wertschätzung in der Bundesregierung“ genieße, sagte Konietzko. Umso überraschter seien die Kanuten gewesen, als die Nachricht des Innenministeriums mit den anstehenden Kürzungen bei ihnen eintraf.

„Wenn wir nun Trainer, die das zukünftige Potenzial für sportlichen Erfolg unseres Verbandes sichern sollten, auf die Straße setzen müssen, ist jede weitere Diskussion über notwendige Veränderungen im deutschen Leistungssport sinnlos“, monierte er. (dpa)

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