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Sport: Weil die Ehe über den Ozean zu schwierig ist, verlässt Trainer Mirko Culic die Volley Cats

Innerlich aufgewühlt, aber äußerlich ruhig, stand Manager Siegbert Brutschin am Karsamstag in einer Ecke des Sportforums Hohenschönhausen und redete über die Zukunft. Die Volley Cats waren gerade mit einem 1:3 gegen den Dresdner SC im zweiten Play-off-Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft ausgeschieden.

Innerlich aufgewühlt, aber äußerlich ruhig, stand Manager Siegbert Brutschin am Karsamstag in einer Ecke des Sportforums Hohenschönhausen und redete über die Zukunft. Die Volley Cats waren gerade mit einem 1:3 gegen den Dresdner SC im zweiten Play-off-Viertelfinale um die Deutsche Meisterschaft ausgeschieden. Saisonende, Platz fünf - nicht unbedingt schlechter, als man im Herbst erwarten konnte. Aber schlechter als möglich. Siege und starke Leistungen gegen so manchen Favoriten hätten die Mannschaft auf Platz zwei nach der Normalrunde bringen können. Katastrophale Spiele gegen Außenseiter bremsten den Aufstiegsversuch immer wieder unsanft ab. Brutschin redete nach dem Aus über die nervenraubende Achterbahnfahrt. Und über den Trainer. Der müsse manchmal "härter sein". Brutschin druckste ein bisschen rum, er wollte nichts Unbedachtes äußern in den Minuten der Niederlage. Eines aber sagte er klipp und klar: "Wir möchten weitermachen mit Mirko Culic." Zwei Tage später war diese Zukunftsplanung überholt. Culic geht.

"Der Grund liegt mehr im privaten Bereich. Ich brauche Ruhe zu Hause. Das war zu viel Stress", erklärt Culic, der den Trainerposten erst im letzten Sommer von Volker Spiegel übernommen hatte. Seine Frau, die ehemalige Profi-Basketballerin Milica Vukadinovic, studiert in Los Angeles. Eine Ehe über den Ozean zu führen, ist schwierig genug. Wenn es sportlich dann nicht ganz so läuft, wie man es sich vornimmt, fragt man sich umso schneller, was man da tut. Und was man sich und seiner Familie antut.

Dabei trat Culic seinen ersten Job als Cheftrainer mit riesigem Ehrgeiz an. Brutschin engagierte mit dem früheren Zuspieler des SCC und 260-maligen jugoslawischen Nationalspieler bewusst einen szenefremden Mann, der vom Frauenvolleyball hier zu Lande wenig Ahnung hatte. "Andere sind längst betriebsblind", hatte Brutschin nach der Verpflichtung gesagt. Von Culic versprach er sich neue Impulse.

Culic ist ein sanfter, ruhiger Typ. Brüllen wollte er lernen, um seine Spielerinnen im Training aufzurütteln und zu Höchstleistungen anzustacheln. Der Wunsch war da, die Umsetzung mangelhaft: "Ich bin zu viele Kompromisse eingegangen und hatte immer Verständnis für die Spielerinnen." Nicht nur die Konstanz fehlte den Volley Cats, sondern auch die mannschaftliche Geschlossenheit. "Die jüngeren Spielerinnen hatten zu wenig Geduld und wollten mehr Spielzeit. Die Älteren waren zu hart gegenüber den Jungen." Culic kritisiert auch sich selbst, "ich als Trainer hätte das Problem lösen müssen, ich bin auch enttäuscht von mir".

Dabei erreichten die Volley Cats mit Platz Fünf dieselbe Platzierung wie im Vorjahr, obwohl die Mannschaft nach dem endgültigen Weggang von Maike Arlt schlechter besetzt war. Doch Culics Zielsetzung war nicht an einen bestimmten Tabellenplatz gekoppelt gewesen, er erhoffte sich, "dass wir von Spiel zu Spiel besser werden". Das gelang nicht, "manchmal war die Annahme gut, manchmal schlecht, mal war das Zuspiel gut, mal schlecht". Ein Graus für einen Perfektionisten wie Culic, der in seiner aktiven Zeit in Moers und Berlin zahlreiche Meistertitel und Pokalsiege sammelte.

Der Trainer geht, vielleicht auch die eine oder andere Spielerin. Die Verträge von Leistungsträgerinnen wie Annamaria Polgar und Janete Strazdina laufen aus. Die 19-jährige Melanie Wille wird den Verein auf jeden Fall verlassen. Ein paar Mal trainiert die Mannschaft noch gemeinsam, dann ist zur Regeneration zwei Wochen Pause. Anschließend beginnen Krafttraining und Beachsaison. Wie lange Culic noch dabei ist, weiß er selbst nicht genau, "je schneller ich gehen kann, um so besser". Seine Frau beendet ihr Studium zwar im Sommer, und Culic kann es sich durchaus vorstellen, gemeinsam mit ihr nach Deutschland zurückzukommen. Weil er nichts Genaues weiß, zieht er aber jetzt lieber einen Schlussstrich. Nur weg von hier, weg nach Amerika.

Helen Ruwald

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