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Sport: Weltmeisterin aus dem Windschatten

Claudia Pechstein holt Gold im direkten Duell mit Anni Friesinger

Seoul (Tsp). Bis zur letzten Runde hatte es so ausgesehen, als ob Anni Friesinger wieder einmal nicht zu schlagen wäre. Doch dann mobilisierte Claudia Pechstein ihre letzten Kräfte, zog auf der Zielgeraden zum ersten Mal in einem direkten Duell an ihrer Dauerkonkurrentin Friesinger vorbei und holte sich bei den EinzelstreckenWeltmeisterschaften der Eisschnellläufer den Titel über 3000 Meter.

„Ich wollte eine Goldmedaille, die habe ich jetzt im Sack. Alles, was jetzt noch kommt, werden wir am Sonntag bei den 5000 Metern sehen“, sagte die 32-jährige Weltcupsiegerin nach einem taktisch klugen Rennen und der geglückten Revanche. Im vergangenen Jahr hatte Friesinger, die am Tag zuvor bereits über 1500 Meter Gold gewonnen hatte, die Berlinerin Pechstein bei der WM in ihrer Heimatstadt auf den zweiten Platz verwiesen.

Diemal hatten Friesinger und die zeitgleiche Gretha Smit (Niederlande) im Ziel vier Zehntelsekunden Rückstand auf Pechstein. Trotz des verlorenen Duells war auch die geschlagene Friesinger zufrieden. Sie musste in der letzten Kurve auf der Außenbahn laufen und hatte so ihre Gegnerin in den entscheidenden Momenten in ihrem Rücken. „Wir haben ein superspannendes Rennen geboten, ich bin mit der Silbermedaille total happy“, sagte die Inzellerin. „Als ich Claudias Schritte hinter mir hörte, wusste ich, jetzt hat sie dich im Blick und zieht. Ich kann aber nicht sagen, dass ich irgendwo etwas verschenkt hätte.“ Zickenzoff hört sich anders an, die Auseinandersetzung der beiden überragenden deutschen Läuferinnen findet zumindest in Seoul vor allem auf dem Eis statt. Außerdem hatten die Athleten auch am zweiten Tag wieder mit den schlechten Wettkampfbedingungen und organisatorischen Pannen zu kämpfen.

Ein Eisproblem führte zu einer halbstündigen Unterbrechung, und auch die Weltmeisterin übte Kritik. „Ich fühle mich hier nicht wie bei einer WM“, sagte Pechstein und beklagte das generell schlechte Eis: „Zehn Sekunden langsamer als in Heerenveen, das sagt doch alles über diesen Acker.“ Immerhin versuchten in der sonst zum Gähnen leeren Halle drei Dutzend Niederländer und einige Lehrer einer deutschen Schule in Seoul, ein wenig WM-Atmosphäre zu erzeugen. Bei der achten Einzelstrecken-Weltmeisterschaft gab es über 3000 Meter zum achten Mal Gold und Silber für die deutschen Damen, und insgeheim hat Gunda Niemann- Stirnemann wohl gehofft, den Triumph mit dem dritten Platz komplett zu machen. „Für ein Mitlaufen ganz vorn fehlten mir aber einfach noch die intensiven Läufe und 500-Meter-Training“, sagte die 37-jährige Erfurterin nach ihrem fünften Platz.

Zum Abschluss ihrer ersten Saison nach zweijähriger Babypause setzt sie jetzt auf das 5000-Meter-Rennen in der Nacht zum Sonntag. „Ich werde alles geben, um den Traum von einer Medaille wahrzumachen. Aber es sind Klasseläuferinnen am Start, es wird ein heißes Rennen“, sagte Niemann- Stirnemann. Über die lange Distanz ist wieder Pechstein die große Favoritin, Anni Friesinger startet am Schlusstag über 1000 Meter und hat auch hier gute Chancen auf den Gewinn ihrer zweiten Goldmedaille.

Über 500 Meter konnte Monique Garbrecht-Enfeldt ihren Titel nicht verteidigen. „Das Fundament fehlte, da ist das Haus zusammengekracht“, sagte die 35-Jährige nach ihrem siebten Platz. Wegen einer Knieverletzung war sie erst drei Monate später in die Saison eingestiegen. Fast wäre Jenny Wolf eingesprungen und hätte ihre erste WM-Medaille erkämpft. Doch nach Platz zwei im ersten Lauf fehlte der Berlinerin die Kraft, noch einmal nachzulegen, sie verfehlte die Bronzemedaille um drei Hundertstelsekunden.

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