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Weltmeisterin im Schnell- und Blitzschach bis zum 30. Dezember: Anna Musytschuk

© REUTERS

Schach-WM in Saudi Arabien: Weltmeisterin Musytschuk bleibt aus Kritik WM fern

Die Schnellschach-WM in Saudi-Arabien spaltet die internationale Schachszene. Aus politischen Gründen können oder wollen viele Spieler nicht teilnehmen.

Anna Musytschuk ist zweifache Schachweltmeisterin, im Schnell- und im Blitzschach. Zumindest ist sie das bis zum 30. Dezember. Momentan läuft nämlich die Schnellschach-WM in Riad, Saudi-Arabien. Ein Ereignis, das üblicherweise wenig mediale Aufmerksamkeit erregt, aber dieses Jahr im Mittelpunkt internationaler Kontroversen steht, auch wegen Anna Musytschuk. Die 27-jährige Ukrainerin hatte vor ein paar Tagen auf Facebook einen Post verfasst, der auf große, meist positive Resonanz stieß: „In einigen Tagen werde ich zwei Weltmeistertitel verlieren. Einen nach dem anderen. Weil ich entschieden habe nicht nach Saudi-Arabien zu reisen. Nicht nach den Regeln eines anderen zu spielen, nicht eine Abaya zu tragen, nicht in Begleitung ausgehen zu müssen und insgesamt mich nicht als Kreatur zweiter Klasse zu fühlen.“ Eine Abaya ist ein traditionelles islamisches Gewand, das über der Kleidung getragen wird.

Musytschuk muss genau wie ihre Schwester Marija, ebenfalls eine internationale Schachgröße und Weltmeisterin im Jahre 2015, laut eigener Aussage erhebliche finanzielle Einbußen in Kauf nehmen, um ihren Prinzipien treu zu bleiben. Aber die beiden in Lwiw geborenen Spielerinnen sind nicht die Einzigen, die bei dieser Weltmeisterschaft fehlen.

Nicht nur Musytschuk bleibt der WM fern

Sieben israelischen Schachspielern wurde das Einreisevisum verweigert, es wäre das erste Mal gewesen, dass Saudi-Arabien Israelis bei einer internationalen Veranstaltung beherbergt, zwischen den beiden Ländern bestehen keine diplomatischen Beziehungen. Daneben fehlen aus politischen Gründen auch Spieler aus dem Iran und Katar.

Saudi-Arabien richtet zum ersten Mal überhaupt ein solches Turnier aus, was die Gastgeber rund 1,5 Millionen Dollar gekostet haben soll. 2016 war das Schachspiel noch vom Großmufti des Landes mit Verweis auf den Koran verboten worden. Die Ausrichtung des Turniers wird als weiteres Indiz für eine Öffnung des Landes angesehen, seit der neue Kronprinz die Geschicke in Saudi-Arabien lenkt. Der Weltschachbund Fide – selbst gewählter Leitspruch: „Wir sind eine Familie“ – konnte in der Sache um Visafragen und Musytschuk nur wenig ausrichten, wobei während der Turnierspiele auf einen Verschleierungszwang verzichtet wurde, anders als im Iran, wo die Ukrainerin im März noch verschleiert spielen musste.

Sebastian Rauball

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