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Sport: Wenn der Goldhelm glänzt

Traber-Star Heinz Wewering versucht in Italien sein Glück und träumt vom Sieg beim Prix d’Amerique

Berlin - Unter Flutlicht leuchtet der Goldhelm von Heinz Wewering besonders intensiv. Meist passiert das ganz vorn in einem Pulk von Trabergespannen, und das seit jenem 7. Rennen am 16. September 1965 in Recklinghausen. An seinen ersten Sieg damals mit dem sechsjährigen Wallach Morgen vom Veiinghof erinnert sich der heute 56-Jährige besonders gern zurück. „Ich weiß immer noch genau, wie er zurechtgemacht und dann angespannt war“, sagt der 29-malige deutsche Fahrerchampion. Genau 16 000 Erfolge hat Wewering seitdem eingefahren, nachdem er vor zwölf Tagen im Premio Mar del Plata in Rom erneut ein besonderes Jubiläum feiern konnte. Vier Rennen später nahm er dann bereits mit einem weiteren Sieg den nächsten Tausender in Angriff. „Das ist noch nicht das Ende, ich will den Sieg Nummer 20 000 im Sulky schaffen“, sagt er jenen, die von ihm den Zeitpunkt seines Rücktritts wissen wollen.

Dass sein Vorhaben nicht leicht zu schaffen sein wird, bekam er am späten Freitagabend auf der Trabrennbahn in Karlshorst zu spüren. Beim EuropaGruppe-II-Rennen, dem Höhepunkt des Jahres im Osten Berlins, war sein Goldhelm nicht vorn auszumachen. Und das trotz der reizvollen Dotierung von 47 500 Euro. Wewering hatte sich nicht einmal für den Endlauf qualifizieren können. Dass er dennoch starten durfte, hatte er dem Umstand zu verdanken, dass der holländische Derbysieger Hugo Langeweg jr. mit zwei Pferden qualifiziert war. So bekam er von Langeweg den fünfjährigen Hengst Pik Bube vor den Sulky, aber auch diese Chance brachte ihm kein Glück. In Führung liegend, galoppierte das Pferd und wurde disqualifiziert. Das Zuchtrennen gewann der Wallach Flurry Diamant mit Bayerns Champion Gerhard Biendl im Sulky, trotz einer Zulage von 20 Metern.

Die zweite Chance, viel Geld zu verdienen, bietet sich Wewering heute beim sogenannten Zirkel der Fünf- und Sechsjährigen in Mariendorf mit einer Finaldotierung von 30 000 Euro. Die Reise nach Berlin soll sich schließlich rechnen. Mehr noch als früher, denn seit dem 1. September trainiert er nicht mehr auf seinem Gestüt in Castrop-Rauxel, sondern in Italien. Offiziell ist er Angestellter der Scuderia Mondial Sport, „aber ich bleibe dennoch mein eigener Chef. Ich bestimme in Italien, wo es langgeht.“

Für Wewering war ein entscheidender Punkt für den Wechsel „die negative Entwicklung des Trabrennsports in Deutschland“. Zu Italien, wo er sich in Tor di Valle bei Rom einen Rennstall aufbaut, sagt er: „Dort kann ich unter idealen Bedingungen meinen Sport weiter mit Freude betreiben.“ Dabei schreckt es ihn nicht, dass es im italienischen Sulkysport härter zugeht als in Deutschland. „Daran finde ich nichts Unnormales“, sagt er. Auch er braucht diese Schule noch, schließlich möchte er sich noch einen weiteren Traum erfüllen: Sein Goldhelm soll einmal beim Prix d’Amerique in Paris ganz vorn leuchten. Nur dieser Erfolg fehlt ihm noch bei den 16 001 Siegen. Wer bei diesem Rennen siegt, der hat nicht in erster Linie viel Geld gewonnen, sondern Ehre.

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