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Sport: Wenn die Alpen glühen

Am Freitagabend haben wir wieder einmal erlebt, was wir von den Italienern lernen können. Ach, nicht „O sole mio“ oder „Spaghetti a la puttanesca“, obwohl beides seine Stunde hat.

Am Freitagabend haben wir wieder einmal erlebt, was wir von den Italienern lernen können. Ach, nicht „O sole mio“ oder „Spaghetti a la puttanesca“, obwohl beides seine Stunde hat. Nein, es ist diese grandiose Fähigkeit zur Selbstinszenierung, die sie uns voraus haben, diese Leichtigkeit der Präsentation, die dennoch niemals inhaltsleer wirkt. Form und Funktion sind eine Einheit, bestechend schön und überwältigend in der Aussage. Und sie lassen uns alle Kinder sein, die voller Staunen die zwei Stunden und 40 Minuten vor dem Bildschirm hocken und sich nicht aufs Klo trauen, weil sie Angst haben, irgendetwas zu verpassen. 2 Stunden 40, wohlgemerkt!

Sophia Loren, Isabel Allende und die Kenianerin Wangari Maathai tragen mit fünf weiteren Frauen die olympische Flagge ins Stadion, Italien bindet mit großer Geste die eigene Prominenz und die der Welt zusammen. Natürlich spielt das weibliche Geschlecht auch an diesem Abend die Hauptrolle in einem Land, in dem nur die Männer glauben, sie regierten die Welt. Eine Nation mit Stil, Tradition und der Größe, sich augenzwinkernd zu eigenen kleinen Schwächen zu bekennen, lässt die Alpen glühen.

Die Deutschen waren übrigens hübsch anzuschauen, fröhlich und bunt. Das Hellgrün-Orange-Weiß ihrer Kleidung habe ich für eine freundliche Verbeugung vor den Nationalfarben des Gastgeberlandes gehalten, eine Anleihe bei Grün-Weiß- Rot. Nun lese ich, es sei den Italienern zu bunt gewesen. Vielleicht mault auch noch jemand über die roten Haare von Kati Wilhelm. So’n Quatsch. Der Himmel ist grau, und das ist schon zu viel.

Seite 21

Gerd Appenzeller

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