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Sanogo

© ddp

Werder Bremen: Ein Stürmer turnt vor

Boubacar Sanogo hat beim Hamburger SV enttäuscht, nun macht er Werder Bremen besser und wird zum neuen Hoffnungsträger.

Seitdem eine Projekt- und Schwergut-Reederei zu den Sponsoren bei Werder Bremen zählt, ist einmal im Jahr ein sonntäglicher Kurztrip nach Spiekeroog eingeplant. Gestern war es wieder so weit: Trainerstab und Profikader bestiegen im Nordseeheilbad Neuharlingersiel ein Schiff, um sich auf der nordfriesischen Insel zu vergnügen. Etwa bei einem Turnier im Fußballtennis gegen vom Geldgeber geladene Gäste. Auch wenn das Wetter nicht mitspielen mochte und manch Fußballtennis-Kontrahent limitiert talentiert erschien: Es gibt unangenehmere Tage der im Reisen geübten Bundesliga-Entourage.

Erst recht, weil sich alle bei Werder Bremen schon vor der Shippingtour wieder auf dem rechten Kurs wähnten. Trainer Thomas Schaaf („Wir haben uns kontinuierlich verbessert“) als auch Sportdirektor Klaus Allofs („Was die Resultate angeht, war es eine perfekte Woche“) verbreiteten nach dem verdienten 2:1 (1:0) gegen Eintracht Frankfurt eine Art Aufbruchsstimmung. Und neben dem derzeit überragenden Diego ist es vor allem ein Mann, der die Hoffnung auf bessere Zeiten belebt: Boubacar Sanogo.

Vom unverwüstlichen Spielmacher hat sich der nimmermüde Sturmführer einiges abgeschaut: Sanogo setzt sich und seinen wuchtigen Körper nach besten Kräften ein – und erzielte nach Diegos kluger Kopfball-Vorarbeit nicht umsonst das 1:0, dem Petri Pasanen mit einem Prachtfreistoß später das 2:0 folgen ließ. „Für mich ist es einfach, wenn ich aus dem Mittelfeld so unterstützt werde“, sagte Sanogo. Es war sein viertes Pflichtspieltor, was der 24-Jährige enthemmt mit einer Tanzeinlage an der Eckfahne zelebrierte.

„Er ist der Vorturner unser Tanzabteilung“, sagte Sportchef Klaus Allofs und grinste, um dann mit ernster Miene eine Lanze für den anfangs an der Weser umstrittenen Ivorer zu brechen. „Es wird endlich Zeit, hier alle Vorbehalte über den Haufen zu werfen: Boubacar ist ein Glücksfall für uns, arbeitet viel, schießt Tore, verbreitet eine gute Stimmung und hat, das finde zumindest ich, einen tollen Humor.“

In Interviews dringt das bei Sanogo nur bedingt nach außen. „Wenn du gut arbeitest, wirst du belohnt“, sagte er vor der Kamera eher humorlos. „Wenn wir so weitermachen, werden wir auch weiter gewinnen.“ Er jedenfalls konnte zuletzt einen Zugewinn an Sympathie erzielen – mit sportlich überzeugenden Leistungen. Bereits jetzt nehmen die sattgrünen Jerseys mit der „18“ rund ums Weserstadion rasant zu: Es ist die Kluft, die Sanogo trägt. Übrigens tut er das in Anlehnung an Jürgen Klinsmann, der diese Rückennummer trug. „Zu Hause war ich bekannt als der größte Klinsmann-Fan“, erzählt Boubacar Sanogo. „Meine Freunde rufen mich immer noch Jürgen.“

Der Stürmer weiß, dass die Bremer Anhängerschaft ihn zunächst wegen seiner Hamburger Vergangenheit nicht als Ersatz für Miroslav Klose anerkennen wollte. Im Forum des SV Werder häuften sich die Beschwerden, immer wieder beschwichtigte Manager Allofs: „Wir haben uns bei seiner Verpflichtung etwas gedacht. Sein Potenzial ist noch lange nicht ausgereizt.“ Die Komplimente gibt der zweifache Familienvater gerne zurück: „Bremen ist genau das richtige Team für mich. In Hamburg ist einfach einiges schief gelaufen.“

Werder Bremen hat vor sechs Wochen 4,5 Millionen Euro Fixum an den Hamburger SV überwiesen, hinzu kommen erfolgsabhängige Komponenten von weiteren 1,5 Millionen Euro. Ist er das Geld wert? Olaf Marschall, der ehemalige Teammanager des 1. FC Kaiserslautern, der Sanogo einst beim Videostudium im Dress des Al-Aiin Club in Abu Dhabi erspähte und in die Bundesliga lotste, hatte daran schon vor zwei Jahren keine Zweifel. „Was ich von ihm auf dem Video sah, begeisterte mich“, erinnert sich Marschall. Sanogo sei kopfballstark, sprunggewaltig, treffe mit links und rechts. Marschalls damaliges Fazit lautete: „So einen Spieler wie Boubacar bekommst du nicht alle Tage.“

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