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Sport: Werder kann kein Champion sein

Klaus Allofs versteht es vortrefflich, seine wahren Gefühle hinter einer Maskerade zu verbergen. Auch nach schmerzvollen Niederlagen stellt sich der 50-Jährige allen Fragen, gibt bereitwillig Auskunft und verliert nie die Contenance.

Klaus Allofs versteht es vortrefflich, seine wahren Gefühle hinter einer Maskerade zu verbergen. Auch nach schmerzvollen Niederlagen stellt sich der 50-Jährige allen Fragen, gibt bereitwillig Auskunft und verliert nie die Contenance. Manchmal huscht gar noch ein Lächeln über das gebräunte Gesicht; so, als wolle der Manager von Werder Bremen auch in schlechten Zeiten den Eindruck erwecken, er habe das ja alles schon gewusst. Oder zumindest geahnt. Die bittere 1:2-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt, die alle Titelhoffnungen ad absurdum führte, bildete da keine Ausnahme.

Nach dem Schlusspfiff lagen Diego, Torsten Frings oder Clemens Fritz bäuch- oder rücklings auf dem Rasen, Allofs spielte den Aufbauhelfer und nahm jeden einzeln an die Hand. Weder Klose noch Kollegen wollten zunächst etwas sagen. Dafür redete Allofs, der Manager: „Wenn wir auf die Spiele zurückblicken, dann sprechen wir nicht von Glück und Pech. Wir haben nichts verschenkt, sondern wir waren einfach nicht gut genug.“ Gut, dass im Gegensatz zu Kapitän Frank Baumann („Uns hat der Kräfteverschleiß zu schaffen gemacht, eine andere Erklärung habe ich nicht.“) wenigstens Wortführer Torsten Frings klare Worte fand. „Es hat nicht gepasst“, sagte Frings. „Wir waren zu verkrampft und haben wieder schlimme Fehler gemacht.“ Dann mäkelte der 30-Jährige generell über den Verlauf des Halbjahres: „Ich habe in der Winterpause gesagt, dass wir uns nur selbst schlagen können. Leider ist das genauso gekommen.“

Auch Allofs weiß, dass sich jene Mannschaft, deren Leistungsträger er gerade für viel Geld weiter an den Klub gebunden hat, in der zweiten Halbserie um den Lohn der formidablen Hinrunde gebracht hat. Nichts ist geblieben von der Souveränität, von der Selbstverständlichkeit des forschen Vorwärtsfußballs, kaum etwas ist erhalten von Spielkultur und Spielfluss. Auch Trainer Thomas Schaaf offenbarte eine gewisse Machtlosigkeit: In der Phase nach dem 1:2 beorderte der Trainer ausgerechnet Naldo in den Angriff. Es war der stümperhafte Versuch, dem Gegner mit hohen Bällen beizukommen.

„Wir haben ohne Sinn und Vernunft gespielt“, sagte Schaaf, dessen starres Festhalten am erneut außer Form spielenden Miroslav Klose verwundern muss. Der 28-Jährige hatte seinen stärksten Auftritt bei einem Fernsehinterview, in dem der Angreifer deprimiert zugab: „In der Rückrunde haben wir uns nur rumgeschleppt.“

Klaus Allofs blickt indes schon in die Zukunft. „Das müssen wir wegstecken können“, sagte er und resümierte für die jetzt zu Ende gehende Saison: „In manchen Punkten sind wir halt keine Topmannschaft.“

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