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Sport: Wider die Hochnäsigkeit

HSV-Trainer Kurt Jara verlangt von seinem Team im Uefa-Cup gegen Dnjepr Dnjepropetrowsk volle Konzentration

Von Karsten Doneck, dpa

Hamburg. Bernd Hollerbach nahm das Los mit einer gewissen Ironie zur Kenntnis. „Da wollte ich schon immer mal hin“, scherzte der Haudrauf aus der Abwehr des Hamburger SV, nachdem seiner Mannschaft für die erste Runde im diesjährigen Uefa-Pokal-Wettbewerb der Albtraum aller Radioreporter zugelost worden war: Dnjepr Dnjepropetrowsk. Nun gehören Reisen in die Ukraine sicher nicht zum bevorzugten Freizeitprogramm gut bezahlter Fußballprofis aus deutschen Landen, zu groß sind die sozialen Unterschiede zwischen den beiden Ländern. Aber: Der HSV tastet sich halt erst langsam wieder an Europa heran. Die Fußball- Metropolen Madrid und Mailand liegen für die Hamburger derzeit noch in weiter Ferne, da muss man eben auch mal mit Dnjepropetrowsk vorlieb nehmen. Heute im Hinspiel im eigenen Stadion (18 Uhr, live in der ARD) will der HSV durch einen klaren Sieg erst einmal die Voraussetzungen schaffen, um wenigstens sorgenfrei zum Rückspiel am 15. Oktober in die Ukraine zu fliegen.

Gerade noch rechtzeitig vor dem Auftritt im Uefa-Cup hat sich der in der Bundesliga schwächelnde HSV ein bisschen Mut gemacht. Und zwar weniger durch den 2:1-Sieg über Hansa Rostock, sondern vielmehr durch die Art, wie er zustande kam. Die Hamburger bogen in Unterzahl nach einem Platzverweis für Libero Nico Jan Hoogma einen 0:1-Rückstand noch um. „Die Mannschaft lebt, sie ist eine Einheit“, jubelte danach Trainer Kurt Jara, der im Falle einer Niederlage wohl um seinen Job hätte bangen müssen. Da passte es auch ins Bild, dass Torjäger Bernardo Romeo, der zuletzt selbst beste Torchancen zum Teil kläglich versiebt hatte und deshalb gegen Rostock zunächst nur auf der Bank saß, seine Torflaute mit dem Kopfballtreffer zum 1:1 beendete. Für Dietmar Beiersdorfer war dieses Tor nur allzu logisch. „Romeo musste doch irgendwann zurückkommen“, sagte der HSV-Sportchef.

„Aufwachen – die Saison hat begonnen.“ Diesen gar nicht mal dezenten Hinweis hatten die HSV-Fans der Mannschaft gegen Rostock auf einem Transparent in der Nordkurve mit auf den Weg gegeben. Die Spieler haben die Botschaft offenbar begriffen. Nun geht der HSV, in der Bundesliga gerade mal vom Tabellenletzten zum Tabellenvorletzten aufgestiegen, mit breiter Brust zum Uefa-Cup über. Wer ist schon Dnjepropetrowsk? Um diese Frage zu klären, war Kurt Jara zusammen mit seinem Kotrainer Manfred Linzmaier und Teammanager Bernd Wehmeyer Mitte September extra in die Ukraine geflogen, um den FC Dnjepr im Punktspiel gegen Vorskla-Noftohaz Poltava (2:1) zu beobachten. Als die kleine Delegation nach Hamburg zurückkehrte, hatte Jara nichts Eiligeres zu tun, als vor dem Gegner zu warnen. „Wir müssen höllisch aufpassen“, sagte der Österreicher. Trainer müssen so reden, um ihren Spielern von vornherein eventuelle Hochnäsigkeiten auszutreiben.

Es gibt aber auch eine weniger beängstigende Kunde von Dnjepr Dnjepropetrowsk: Die Mannschaft musste sich für die erste Runde des Uefa-Cups erst qualifizieren. Und zwar gegen Liechtensteins Pokalsieger FC Vaduz. Das gelang nur mühsam durch zwei knappe 1:0-Siege. Und in einem der beiden Spiele fiel das Tor auch erst in letzter Minute – noch dazu resultierend aus einem Konter.

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