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Sie hat den Helm auf. Beim Saisonauftakt am Wochenende ist Wolff noch nicht am Start, dafür aber im Juli in Silverstone.

© imago sportfotodienst

Formel 1 in Australien: Wie Frauen die Rennstrecke erobern

Mit Susie Wolff sitzt nun eine hoffnungsvolle Pilotin beim Training im Cockpit. Seit 1992 schaffte es keine Frau mehr in die Formel-1-Starterliste. Nun empfehlen sich auch andere Fahrerinnen für die Formel 1.

Autofahren kann Susie Wolff, sehr gut sogar. Bis 2012 war die Schottin, lange unter ihrem Geburtsnamen Stoddart, Jahre für Mercedes in der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft (DTM) unterwegs. Und auch wenn die Schottin als Rennfahrerin sicher nicht gänzlich unbegabt ist, zu mehr als Plätzen im hinteren Mittelfeld reichte es eigentlich nie. Doch nun könnte sie ganz nach vorne fahren: Zum ersten Mal seit 1992 wird mit Wolff eine Frau an einem offiziellen Formel-1-Wochenende teilnehmen, wenn auch nur an einem Training. Die Ehefrau von Mercedes-Teamchef Toto Wolff bekam von Williams die Zusage, in Silverstone und in Hockenheim das erste freie Training am Freitagvormittag fahren zu dürfen.

Einfluss von Susie Wolff im Team steigt

Mit dem Einstieg von Ehemann Toto bei Williams kam Wolff 2012 zu dem britischen Team, durfte vor allem Simulator-Arbeit leisten. Dass ihr Gatte Ende 2012 zu Mercedes wechselte, schadete ihrer Position nicht, schließlich hält er bei Williams immer noch Anteile, und war schließlich dafür verantwortlich, dass Williams für 2014 Mercedes-Motoren bekam, was sich als großer Glücksgriff für die Briten erweisen könnte. So dürfte der Einfluss von Susie Wolff im Team eher steigen, zumal sie auch als Beraterin von Teamchefin Claire Williams gilt, die ihren Vater Frank an der Führungsspitze abgelöst hat. Vor allem deshalb, weil der inzwischen 71-jährige Frank Williams, seit einem Autounfall 1986 querschnittsgelähmt, aus gesundheitlichen Gründen deutlich kürzertreten muss. Mehr als ein bisschen Show und Spaß für Wolff sind die zwei Einsätze aber zunächst wohl kaum.

Susie Wolff empfiehlt sich für die Formel 1.

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Dabei ist Wolff womöglich nur die Vorfahrerin, einer anderen Frau wird der Sprung ins Formel-1-Cockpit eher zugetraut: Der Schweizerin Simona de Silvestre, die seit diesem Jahr zum Nachwuchskader von Sauber gehört und „für einen Formel-1-Einsatz aufgebaut werden soll“, wie Teamchefin Monisha Kaltenborn sagt. Kaltenborn hat sich in ihrer Rolle bei Sauber bereits viel Respekt im Formel-1-Fahrerlager verschafft und gilt dank ihrer Weitsicht und Überlegtheit für einige sogar schon als Kandidatin für die Nachfolge von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone. In erster Linie dürfte für de Silvestre, die zuletzt in der amerikanischen Indy-Car-Serie unterwegs war und dort auch schon auf dem Podium stand, erst einmal Simulator-Arbeit, eventuell bei Motoren-Partner Ferrari, anstehen. Freitags-Einsätze für die 25-Jährige sind eher unwahrscheinlich. Schließlich hat Sauber mit dem erfahrenen Holländer Giedo van der Garde und dem Russen Sergey Sirotkin noch zwei weitere Testpiloten.

Seit 1992 stand keine Frau mehr in einer Formel-1-Starterliste

Seit 1992, als die Italienerin Giovanna Amati dreimal vergeblich versuchte, sich mit einem – damals allerdings auch hoffnungslos unterlegenen – Brabham für ein Rennen zu qualifizieren, stand keine Frau mehr in einer offiziellen Formel-1-Starterliste. Von den insgesamt fünf Frauen, die es in der Formel-1-Geschichte versuchten, die Qualifikation für einen Grand Prix zu schaffen, gelang dieses Kunststück nur zweien: Maria Teresa de Filippis Ende der Fünfzigerjahre und ihrer italienischen Landsfrau Lella Lombardi in den Siebzigern. Letztere ist die einzige, die sogar in den Punktelisten vertreten ist. 1975 in Barcelona wurde sie Sechste, bekam dafür allerdings nur einen halben Punkt, weil das Rennen nach einem schweren Unfall abgebrochen wurde.

Danica Patrick fuhr jahrelang in der Indy-Car-Serie

Warum es seitdem keine Frau mehr auch nur halbwegs erfolgreich in ein Formel-1-Cockpit geschafft hat, wird immer wieder diskutiert. Dabei liegen die körperlichen Anforderungen in der Formel 1 mehr im Ausdauer- bis maximal Kraft-Ausdauer-Bereich, aber nicht in der Maximalkraft. Eine gut trainierte Frau könnte womöglich sehr gut mithalten. Die US-Amerikanerin Danica Patrick etwa fuhr jahrelang in der Indy-Car-Serie, physisch kaum weniger anspruchsvoll als die Formel 1, und ist zurzeit noch in der Nacar-Serie aktiv.

Vettel: "Logisch, dass bei so wenigen Mädchen die Chancen geringer sind"

Allerdings gab es auch den tragisch verlaufenen Formel-1-Versuch der Spanierin María de Villota, 2012 Testfahrerin im Masussia-Team. Ein schwerer Unfall beendete im Sommer 2012 ihre Karriere, 2013 starb sie , wohl an Nachwirkungen der damals erlittenen Kopfverletzungen.

Warum gibt es so wenige Frauen, die sich über die Nachwuchsserien nach oben arbeiten und sich tatsächlich für die Formel 1 empfehlen könnten? Sebastian Vettel glaubt, dass fehlende Quantität die Ursache für fehlende Qualität bei den Rennfahrerinnen ist. „Wenn man überlegt, wie viele Jungs und Mädchen mit dem Kartfahren anfangen, dann sind das vielleicht fünf bis zehn Prozent Mädchen“, sagt der Weltmeister. Und von den Jungs würden es ja auch nur ganz wenige wirklich nach oben schaffen. „Logisch, dass bei so wenigen Mädchen die Chancen, dass da wirklich ein absolutes Supertalent dabei ist, noch geringer sind“, glaubt Vettel.

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