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Sport: Wie im Kindergarten

Warum Verteidiger Krstajic Werder gerne verlässt

Man kann nicht behaupten, dass Mladen Krstajic sich diese Woche gut gefühlt hat. Erst plagte den 30-Jährigen eine Magen-Darm-Grippe, dann zwickte der Oberschenkel. Spielen wird der Serbe am Samstag trotzdem – zu wichtig ist ihm und dem Verein der Abschluss einer Saison, die Werder Bremen sich nicht in den kühnsten Träumen so ausgemalt hätte. Gelingt gegen Alemannia Aachen nach der Meisterschaft noch der Pokalsieg, wird am Sonntag erneut die ausgelassene Menge vor dem Bremer Rathaus den Kultsong „Lebenslang Grün-Weiß“ trällern.

Krstajic hat auch mitgefeiert und mitgetanzt, doch ansonsten passt sein Auftritt so gar nicht zur andauernden Partystimmung in Bremen. „Die Fans und die Stadt verlasse ich nicht gerne“, sagt er, „aber wegen Werder kommt bei mir keine Wehmut auf.“ Der Verteidiger, der es in vier Jahren in Bremen auf 112 Bundesliga-Spiele und elf Tore brachte, scheidet ein bisschen im Groll. Noch immer hat er nicht verwunden, dass der Verein ihm den geforderten Fünfjahresvertrag mit Millionen-Gage verweigerte. Im Herbst des vergangenen Jahres wurde er sich mit Schalke 04 einig. Dort bekam er den langfristigen Vertrag und mehr Geld: zwei Millionen Euro pro Jahr. „Ich bin Profi, ich muss Geld verdienen“, sagt er in ansprechendem Deutsch und zuckt emotionslos mit den Schultern.

Im Sommer 2000 hat ihn Werder von Partizan Belgrad verpflichtet. Anfangs auf der linken Außenbahn eingesetzt, hat er sich längst als einer der besten Innenverteidiger in der Bundesliga etabliert. So kompromisslos Krstajic dazwischen grätscht, so selten er seinen Körper in extremen, meist fair geführten Zweikämpfen schont, so wenig mag er es, wenn ihm seiner Ansicht nach der Respekt verweigert wird. Und das hat Werder erneut getan, als in den vergangenen Tagen der Streit um die Titelprämie eskalierte. Der Klub sah sich außerstande, die mündlich vereinbarte Summe (2000 Euro pro Punkt und Einsatz) zu zahlen, erst nach zähen Verhandlungen beendete der Mannschaftsrat den Streit. Krstajic hatte schon eine Woche zuvor seinem Unmut Luft gemacht: „Wir bekommen eine Prämie wie im Kindergarten.“

Während sich Kollege Ailton, der Krstajic nach Gelsenkirchen begleitet, mit emotionalen Ausbrüchen und tränenreichen Storys verabschiedet, fällt das Ade von Krstajic kühler aus. Was auch daran liegt, dass er zusammen mit Ehefrau Lubica und Tochter Svetlana eher zurückgezogen lebt. Abseits des Platzes überlässt er seiner Gattin oder seinem Berater, die Dinge und Geschäfte des Lebens zu organisieren. Längst ist ein Haus in Düsseldorf gemietet, „dort ziehen wir aber nur hin, weil es für unsere Tochter eine internationale Schule gibt“.

Krstajic fühlt sich in der Bundesliga wohl. „Für mich hat Deutschland nach England die zweitstärkste Liga Europas: Sie ist ausgeglichener als die in Spanien und Italien.“ Was er nach dem Pokalfinale macht? „Eine Woche Spaß haben auf Mallorca. Mit meiner Familie, meinen Eltern.“ Da wird dann noch einmal richtig gefeiert.

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