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Sport: Wie Tweety gehüpft

Sven Hannawald wird bald von seiner schlechtesten Saison erlöst sein

Willingen. In Momenten größter Hilflosigkeit haben bisweilen sogar Lappalien beflügelnde Wirkung. Der angeschlagene Skispringer Sven Hannawald zum Beispiel hat beim Weltcup in Willingen am Wochenende einen neuen Helm ausprobiert, auf dem ein gelbes Tweety-Küken munter mit den Flügelchen schlägt. Wer die gefiederte Comicfigur aus dem Zeichentrick kennt, hat damit allerdings auch schon eine ungefähre Vorstellung davon, wie hilflos Hannawald von der Mühlenkopfschanze heruntergehüpft ist und sich mit 115,5 Metern direkt aus jenem Wettbewerb verabschiedet hat, in dem der Oberstdorfer Georg Späth Zweiter wurde hinter dem Finnen Janne Ahonen.

„Klar macht es mir so keinen Spaß“, hat Hannawald hinterher gesagt, „aber ich fühle mich jetzt wenigstens geistig wieder in der Lage, die Saison bis zum Ende durchzustehen.“ Hannawald muss diese Zuversicht wohl demonstrieren. Schließlich hatte sich der 29-Jährige vor dem Springen von Willingen eine vierwöchige Wettbewerbspause gegönnt, die sich als wirkungslos erwiesen hat. Hannawald betont trotzdem, er habe Stress abbauen und zur Ruhe kommen können. Seine Leistungen deuten allerdings nicht auf eine Verbesserung hin.

Über seine unlängst am Bundestrainer Wolfgang Steiert geäußerte Kritik mag Hannawald nicht mehr sprechen. Steiert hingegen sagt, er freue sich über „mündige Sportler“. Das war allerdings eher zynisch und auch schon das größte Kompliment, das er seinem Schützling in jüngster Zeit hat machen können. Die Harmonie zwischen Steiert und Hannawald wirkt in diesen Tagen bemüht. Als Hannawald am Samstag nach der Qualifikation ausgeschieden war, erklärte er dennoch, er sei fest entschlossen, bei der bevorstehenden Skiflug-WM im slowenischen Planica zu starten. Spitzzüngig sagte er, als Titelverteidiger habe er seinen Startplatz ja sicher, „und den kann er mir Gott sei Dank nicht wegnehmen“. Weggenommen hatte ihm Steiert schon den Start beim gestrigen Willinger Teamspringen.

Einen Monat vor dem Weltcup-Finale Mitte März in Oslo ist Hannawald derzeit nur 17. in der Gesamtwertung, und viel mehr Optimistisches vermochte er am Wochenende dann auch nicht mitzuteilen, als dass er die Saison „auf jeden Fall zu Ende bringen“ werde. Es war dann, wenn nichts Unvorhergesehenes mehr passiert, seine schlechteste seit sieben Jahren. Sven Hannawald sollte dann froh sein, endlich Erlösung zu finden.

Ulrich Hartmann

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