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Sport: Wie weh Fußball tun kann

Der HSV bangt nun um die Champions League

Hamburg - Das Glas von Patrick Owomoyela war halb leer. Der Mittelfeldspieler von Werder Bremen hielt ein überdimensioniertes Bierglas in der Hand, in der ein paar Liter fehlten. „Einiges ist hier drin“, sagte der Fußball-Nationalspieler und klopfte fröhlich auf seinen nackten Bauch, „der andere Teil ist dort drüben.“ Dort stand Werders Sportdirektor Klaus Allofs und badete die Freude seiner Spieler aus. Wie eine Meisterschaft feierten die Bremer nach dem 2:1 beim Nordrivalen Hamburger SV den zweiten Platz in der Bundesliga. Allofs war nach einigen Bierduschen völlig durchnässt.

Doch was zählt schon ein ruinierter Anzug, wenn man gerade zehn bis zwölf Millionen Euro gewonnen hat? Diese Summe ist dem SV Werder Bremen durch die direkte Qualifikation für die Champions League sicher, der HSV hat sie in letzter Minute verpasst. Die Hamburger erwartet als Tabellendritter im August ein schweres Qualifikationsspiel um den Zugang zur Goldmine des europäischen Fußballs. Im schlimmsten Fall steht auf dem Los „Inter Mailand“ oder „FC Arsenal“ – und der Traum von der Liga der Besten könnte ganz schnell vorbei sein.

Dass der dritte Platz für den HSV dennoch eine gute Sache ist, sagte man Thomas Doll besser nicht, als er durch die Traube der feiernden Bremer schritt. Doll sah so aus, als wäre der HSV soeben erstmals in der Vereinsgeschichte aus der Bundesliga abgestiegen. Er fühle sich wie ein Läufer, der auf der Zielgeraden noch abgefangen wurde, sagte der Trainer.

Man hätte auch sagen können, die Hamburger standen schon auf der Ziellinie, vergaßen aber, sie zu überschreiten. Ailton hatte gleich zweimal das 2:1 auf dem Fuß, vergab die Großchancen aber kläglich. Der Unterschied zwischen Bremen und Hamburg war am Samstag, dass Klose traf und Ailton nicht. Thomas Doll unternahm nachher noch den Versuch zu behaupten, Fußball sei nur ein Spiel: „Tragik ist etwas anderes“, sagte der Trainer. „Bei uns ist ja keiner krank.“ Ihm war aber anzusehen, dass auch Fußball sehr wehtun kann.

Steffen Hudemann

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