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Sport: Wiederbelebung auf Bayerisch

Die Münchner bringen sich beim 2:2 in Nürnberg selbst um den Sieg

In manchen Momenten gibt es keinen Unterschied zwischen Kreisklasse und Bundesliga, am späten Samstagnachmittag etwa war das so, unten, im Bauch des Nürnberger Frankenstadions. Der gastgebende FCN hatte Tabellenführer Bayern München soeben nach großem Kampf ein 2:2 abgerungen, wozu Trainer Wolfgang Wolf seiner Mannschaft „spontan gratulieren“ mochte. Aus diesem Grunde kamen wenig später zwei junge Serviererinnen in die Kabine und jonglierten zwei Tabletts mit randvollen Biergläsern durch die Tür. Sie fanden dankbare Abnehmer.

Weit weniger euphorisch ging es wenige Meter entfernt zu. Die Bayern wussten, dass sie die große Chance leichtfertig vertan hatten, der Herbstmeisterschaft entscheidend näher zu kommen. Lange Zeit hatten sie in Überzahl gespielt und den Gegner dominiert, sich am Ende jedoch durch eigene Nachlässigkeiten um den siebten Pflichtspielsieg in Folge gebracht. „Wenn man den Anspruch hat, Meister zu werden, muss man ein solches Spiel nach Hause bringen“, sagte Trainer Felix Magath, „wir haben heute zwei Punkte verschenkt, die können uns noch mal irgendwann fehlen.“ Die erste Episode des Münchner Leichtsinns hatte der Trainer schon nach etwas mehr als einer Minute Spielzeit bezeugen müssen. Roy Makaay hatte den Ball aus kurzer Distanz ungewohnt fahrlässig neben das Tor gesetzt. „Hätte er da getroffen, wäre möglicherweise vieles ganz anders verlaufen“, mutmaßte Magath, zumindest wäre es wohl nicht zur überraschenden Nürnberger Führung durch einen Kopfball von Marek Mintal gekommen. Schon wenig später jedoch hatte das Spiel eine weitere seiner unerwarteten Wendungen genommen, nachdem sich Andreas Wolf die wohl düsterste Minute seiner noch jungen Karriere genehmigt hatte. Zunächst erhielt er für ein Foul an Owen Hargreaves unweit des Strafraums die Gelbe Karte, und als der folgende Freistoß in den Strafraum segelte, stieg Wolf hoch und spielte den Ball mit der Hand, was ihm GelbRot und den Bayern einen Strafstoß einbrachte: Makaay verwandelte sicher zum 1:1.

Die Überzahl konnten die Münchner erst in der zweiten Halbzeit zu Torchancen nutzen, da aber in umso kürzeren Abständen. Die Führung fiel nach einem Freistoß, den Zé Roberto aus 20 Metern platziert aber nicht allzu scharf Richtung Tor gezwirbelt hatte. Raphael Schäfer, bis dahin sicherer Rückhalt des Clubs, konnte den Ball nur an den Innenpfosten lenken, von wo aus er ins Tor sprang. Nur Menschen mit unzerstörbarem Optimismus hätten in der Folgezeit noch an ein erfolgreiches Aufbäumen der Gastgeber geglaubt, die Bayern waren klar überlegen. „Anstatt den entscheidenden Stoß zum 3:1 zu setzen“, beklagte Magath, „haben wir Nürnberg mit einem kleinen Weihnachtsgeschenk belohnt.“ Unnötig offen hatte seine Mannschaft in der eigenen Defensive agiert und einige riskante Pässe gespielt. Einen davon stibitzte Stefan Kießling, lief auf Oliver Kahn zu und ließ sich nach einer leichten Berührung mit Hasan Salihamidzic fallen. Schiedsrichter Florian Meyer, der den Bayern in der ersten Halbzeit bereits ein reguläres Tor aberkannt hatte, entschied auf Elfmeter und Rot für den Bosnier. Banovic verwandelte zum Endstand.

„Nürnberg war tot“, stellte Manager Uli Hoeneß verärgert fest, „wir haben sie völlig unnötig zurück ins Spiel gebracht.“ Eine ganz neue Seite der Bayern: Als Gegner, der sich durch Wiederbelebungsversuche zugunsten der Konkurrenz auszeichnet, waren sie bislang nicht in Erscheinung getreten.

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