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Sport: Wild West on Ice

Es ist erst ein paar Wochen her, dass sich die Oberen der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL die Frage stellten, ob Prügelszenen mit blutenden und bewusstlosen Spielern auf dem Eis dem Unternehmen wirklich so gut tun. Doch ihre lauwarmen Appelle haben offensichtlich wenig gefruchtet.

Es ist erst ein paar Wochen her, dass sich die Oberen der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL die Frage stellten, ob Prügelszenen mit blutenden und bewusstlosen Spielern auf dem Eis dem Unternehmen wirklich so gut tun. Doch ihre lauwarmen Appelle haben offensichtlich wenig gefruchtet. Die Play-offs jedenfalls sehen in weiten Strecken immer noch eher aus wie eine handfeste Kneipenschlägerei in der kanadischen Wildnis als wie ein filigraner Tanz mit Puck und Schläger auf dem Eis. Einen Rekord als Prügelknabe stellte am Wochenende vermutlich Calgary Flames-Ersatzkeeper Jamie McLennan auf.

Sein Team lag gegen die Detroit Red Wings im letzten Viertel aussichtslos 1:5 zurück, als McLennan seine Arbeit aufnahm: Erst schlug er den vor ihm postierten Detroit-Stürmern auf die Schoner, dann rammte er seinen Schläger mit einem weit ausholenden Schwung Johan Franzen zielgenau unter den Rippenkasten. Die Schiedsrichter fackelten nicht lange und verhängten eine Matchstrafe. McLennans Gesamtarbeitszeit auf dem Eis an diesem Tag: 18 Sekunden.

„Ich denke, so etwas gehört nicht ins Eishockey“, sagte der gefoulte Franzen. Der Schwede beharrte darauf, dass er eher geschockt als körperlich verletzt sei. Flames-Star Jarome Iginla sieht das offensichtlich ganz anders. Er war vor McLennans Ausraster mehrfach durch grob unsportliches Verhalten aufgefallen, das er so rechtfertigte: „Es ging einfach darum, ein paar Prügeleien anzuzetteln, um unsere Energie hochzuhalten. Wir müssen unsere Wut ins nächste Spiel tragen.“ Genützt hat es ihm nichts, Iginla war zwar Topscorer in seinem Team, aber die Detroit Red Wings gewannen die Serie 4:2. Die Liga wiederum sperrte McLennan für fünf Spiele, brummte seinem Coach Jim Playfair 25 000 Dollar und seinem Klub 100 000 Dollar Strafe auf. Vielleicht sollte die NHL erwägen, das Geld gut anzulegen. Wie wäre es mit obligatorischem Antiaggressionstraining für Eishockeyspieler?

An dieser Stelle erklären die US-Korrespondenten und Sebastian Moll Phänomene aus dem nordamerikanischen Sport.

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