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Wimbledon - Sabine Lisicki

© dpa

Wimbledon: Der Rasenallergie zum Trotz

Sabine Lisicki erreicht in Wimbledon Runde drei. Beim 6:4, 6:2 gegen die Österreicherin Patricia Mayr ist der Berlinerin nicht anzumerken, dass sie Probleme mit dem grünen Untergrund hat.

Ungewöhnlich, wie still es auf Court 12 im All England Lawn Tennis Club zuging und während der Ballwechsel nur das ploppende Geräusch des Balles zu hören war. Keine spitzen Schreie, kein Gestöhne kam Sabine Lisicki über die Lippen, nicht mal das dauernde „Come on“- Gerufe, das sie gewöhnlich nach jedem Punktgewinn ausstößt. Die Stimme der Berlinerin versagte – ihr Spiel tat es nicht. Mit 6:2 und 6:4 bezwang Lisicki die Österreicherin Patricia Mayr ohne größere Schwierigkeiten. Erstmals steht sie in der dritten Runde im wichtigsten Grand Slam der Saison. Das gelang auch Philipp Petzschner, der das rein deutsche Duell mit Mischa Zverev 4:6, 7:6 (15:13), 3:6, 7:6 (7:5), 6:0 gewann – Benjamin Becker unterlag dagegen dem Österreicher Jürgen Melzer 6: 7 (6:8), 3:6, 6:7 (1:7). „Ich habe gekämpft und hatte das Match immer unter Kontrolle“, sagte Lisicki leise, „ich dachte nie, dass ich verliere.“

Schon nach ihrem ersten Sieg in Wimbledon hatte es Lisicki buchstäblich die Sprache verschlagen: Die 19-Jährige reagiert allergisch auf Rasen. „Ich wollte diesen ersten Sieg auf Rasen so unbedingt“, hauchte Lisicki danach kaum hörbar. Doch die Augen des ehrgeizigen Teenagers funkelten dabei, und er ist wohl Lisickis größte Stärke, dieser unbedingte Wille. An Selbstvertrauen mangelt es ihr nicht, das wurde ihr von klein auf im Trainingscamp von Nick Bollettieri eingetrichtert. Lisicki will den Aufstieg lieber gestern als morgen, innerhalb von nur anderthalb Jahren kletterte sie in der Rangliste von Platz 194 auf 41. Doch das ist ihr nicht genug. Denn dass sie die Nummer eins der Welt werden will, hat sie schon bei den Australian Open im vergangenen Jahr kundgetan, als sie als Qualifikantin gerade einmal die erste Runde gewonnen hatte.

Gegen die Russin Anna Tschakwetadse war Lisicki nur zwei Punkte von der Niederlage entfernt, doch sie biss sich trotz ihrer Allergie durch. Dass sie gegen die bekannten Probleme bisher nicht mit ärztlicher Hilfe vorging, verwundert jedoch. „Das ist halt so, wenn es blüht“, flüsterte sie. Zuletzt hatten sie etliche gesundheitliche Probleme zurückgeworfen: Zunächst plagte sie die Schulter, es folgte eine vermeintliche Blinddarmentzündung und Magenprobleme, die für ihr frühes Aus bei den French Open sorgten. Tränen der Enttäuschung flossen danach bei Lisicki, Niederlagen verkraftet ihr innerer Ansporn eben nicht besonders gut.

In Wimbledon musste Lisicki es bisher nicht, auch dank ihres Aufschlags, der ungewöhnlich hart ist und zu Lisickis gefährlichsten Waffen zählt. Er half ihr auch gegen Mayr, um sich aus kleineren Bredouillen zu befreien. Weit mehr als eine kleine Unkonzentriertheit im zweiten Satz, als sie zunächst mit 0:3 in Rückstand geriet, unterliefen Lisicki jedoch nicht. Ihren ebenso harten Grundschlägen vermochte die an Position 80 geführte Österreicherin nicht lange standzuhalten. Nun wartet mit der French- Open-Siegerin Swetlana Kusnezowa allerdings ein anderes Kaliber auf die Berlinerin. „Ich habe schon oft bewiesen, dass ich Top-Ten-Spielerinnen schlagen kann“, sagte Lisicki, „ich bin noch nicht wieder auf meinem höchsten Niveau, aber ich weiß, dass ich gut spielen kann.“

Lisicki liebt die Herausforderungen, das Kräftemessen mit den Topspielerinnen, denen sie sich fast schon zugehörig fühlt. Der Rummel um ihre Person scheint ihr ebenfalls zu gefallen. Dass sie von einer Boulevardzeitung zu den zehn schönsten Singlefrauen Berlins gekürt wurde, schmeichelt ihr, genauso dass sie dort schon als Nachfolgerin von Steffi Graf gehandelt wird. Ehrgeizig genug wäre sie zumindest, um das auch zu schaffen.

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