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WM 2006: "Flitzer"-Fall kein Kavaliersdelikt

Der kroatische "Flitzer" vom WM-Spiel Brasilien - Kroatien im Berliner Olympiastadion ist von der Staatsanwaltschaft beim Landgericht mit einer Geldstrafe von 140 Euro belegt worden.

Berlin - Die Verurteilung wegen Körperverletzung und Hausfriedensbruchs ist nach einem so genannten beschleunigten Verfahren rechtskräftig, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Michael Grunwald, am Mittwoch in Berlin. Das deutsche Organisationskomitee (OK) will den ersten WM-«Flitzer» zudem mit 1000 Euro «Bearbeitungsgebühr» belegen, außerdem könnten Kosten für den Einsatz der Ordner auf den Mann zukommen. Das OK kündigte an, Konsequenzen aus der Sicherheitslücke zu ziehen.

«Dies ist ein großes Vorkommnis und kein Kavaliersdelikt», hatte OK-Sprecher Gerd Graus am Mittwoch vor der Urteilsverkündung in Berlin erklärt. «Wir werden Hausverbot erteilen.» Einen Tag zuvor war beim Spiel Brasilien gegen Kroatien (1:0) im Berliner Olympiastadion ein 20 Jahre alter Kroate in der 86. Minute auf den Rasen gelaufen. Drei weitere Versuche von Fans, auf den Platz zu gelangen, konnten verhindert werden.

Um auf das Spielfeld zu gelangen, hatte der «Flitzer» einen zwei Meter breiten Sicherheitsgraben mit einer 40 Zentimeter hohen Balustrade überwunden. «Der junge Herr aus Kroatien muss über große sportliche Fähigkeiten verfügen», meinte Graus. Ob er danach zwei Ordner nur überrannt oder einen sogar niedergeschlagen hat, konnten zunächst weder die Polizei noch das OK sagen. Der Mann blieb die Nacht zum Mittwoch in Polizeigewahrsam.

Nach Paragraf 6.3 der Hausordnung für die Stadien wird gegen den Störer nun ein Zutrittsverbot für alle zwölf Arenen während der WM verhängt. Außerdem kann er mit einer Geldstrafe von bis zu 1000 Euro belegt werden. Zugleich prüft das OK, weitere Regressforderungen für entstandenen Schaden geltend zu machen. Der Strafenkatalog war nach dem Confederations Cup 2005 in Deutschland verschärft worden. Bei der WM-Generalprobe vor einem Jahr stürmten bei 14 Spielen vier «Flitzer» auf den Rasen und trübten den guten Gesamteindruck des Turniers.

«Wir warnen alle Nachahmer und werden alle Maßnahmen ergreifen, dass so etwas nicht noch einmal passiert», sagte Graus. Es solle nun überprüft werden, wo Schwachstellen im Sicherheitskonzept seien, und warum der «Herr so in Ruhe über das Spielfeld laufen konnte». Erst der kroatische Spieler Dado Prso hatte den Störer vom Feld geführt. Insgesamt seien über 100 Ordner im Innenraum postiert gewesen. «Im und um das Olympiastadion waren etwa 2000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Bei einem Bundesligaspiel sind es 300», so Graus.

Nicht ganz verhindert werden konnte auch die Mitnahme von Feuerwerksartikeln. Während der Partie zündeten Fans auf den Rängen zwei Mal bengalische Fackeln an. «An den Einlasskontrollen wurden 823 Feuerwerkskörper konfisziert, zwei sind durchgekommen», berichtete Graus, «das ist schade». Ungeschoren sollen aber auch diese Störer nicht davonkommen: Mit Hilfe der Videoaufzeichnungen könnten sie identifiziert und bestraft werden. (Von Andreas Schirmer, dpa)

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