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Sport: WM als PR-Offensive

Deutsche Handballerinnen wollen sich emanzipieren.

Berlin – Neulich haben sogar der neue Verbandspräsident und sein Vize vorbeigeschaut. Einmal direkt nach ihrer Wahl und dann noch mal unmittelbar in der Turniervorbereitung. Das passte ins Bild, weil der Deutsche Handball-Bund (DHB) seit dem Amtsantritt von Bernhard Bauer und Bob Hanning eine ordentliche PR-Offensive gestartet hat. Historisch betrachtet waren derlei Besuche bei der Frauen-Nationalmannschaft selten, so sie denn überhaupt stattfanden.

„Wir haben die Treffen als sehr angenehm empfunden. Wir hatten das Gefühl, dass man uns tatsächlich zuhört“, sagt Nationalspielerin Christine Beier, „das war ziemlich neu für uns.“ Weil Frauen-Handball in Deutschland eben längst nicht den Status genießt wie in anderen großen Handball-Nationen, insbesondere in Skandinavien. Wenn ein bedeutsames Turnier stattfindet wie dieser Tage die Weltmeisterschaft in Serbien, „dann registrieren wir schon zunehmendes Interesse“, sagt Beier, „aber sonst?“

Genau aus diesem Grund bietet die WM eine Chance für das Team von Bundestrainer Heine Jensen, das bereits vor dem vierten von fünf Vorrundenspielen gegen Tunesien am Donnerstag (16.45 Uhr, live bei Sport1) als Achtelfinal-Teilnehmer feststeht. Obwohl sich in Kerstin Wohlbold eine der wichtigsten Spielerinnen schwer verletzte (Kreuzbandriss), holten die deutschen Frauen in der Gruppe D drei souveräne Siege – gegen Handball-Entwicklungsländer wie Australien, aber auch gegen ernst zu nehmende Konkurrenz aus Europa wie Tschechien und Rumänien. „Bislang haben wir unseren Aufwärtstrend bestätigt, die Stimmung im Team ist gut“, sagt Beier. Beim Turnier vor zwei Jahren hatte die DHB-Auswahl noch den 17. Platz belegt, bei der EM 2012 sah es dann schon wesentlich besser aus: Rang sieben.

„Wir haben unser Minimalziel erreicht, hoffentlich können wir davon ein wenig profitieren“, sagt Beier. Dabei könnte den Frauen der Misserfolg der Männer zugutekommen, die sich zuletzt nicht für die EM in Dänemark qualifizieren konnten. „Ich weiß nicht, ob es daran liegt – aber diesmal kamen in der WM-Vorbereitung sogar die großen Sender für einen Vorbericht zu uns“, sagt Beier, „das ist auf jeden Fall nicht die Regel.“

Dabei wurde nicht selten die Personalie der im brandenburgischen Kyritz geborenen Rückraumspielerin beleuchtet, schließlich ist sie die einzige Zweitliga-Spielerin im deutschen Kader. Beier spielt für die Berliner Spreefüxxe, war aber vorher lange für einen der bekanntesten Klubs im deutschen Frauen-Handball aktiv, den Frankfurter HC.

Um ihren Platz im Nationalteam musste sie sich nicht sorgen. „Heine Jensen hat immer wieder betont, dass er auf mich setzt, wenn ich fit bleibe“, sagt Beier, „er weiß einfach, wie wichtig es ist, dass man Vertrauen bekommt.“

Der Däne hat das ja kürzlich selbst erfahren: Vor der WM verlängerte der DHB den Vertrag mit dem 36-Jährigen vorzeitig um weitere drei Jahre bis 2017. Dann findet die Handball-WM der Frauen in Deutschland statt. Christoph Dach

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