zum Hauptinhalt

Sport: WM-Qualifikation: Schalker in Schwarz und Weiß

Gerhard Mayer-Vorfelder hat schöne Pläne mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Ein Marketingdirektor kümmert sich jetzt um deren Image.

Gerhard Mayer-Vorfelder hat schöne Pläne mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Ein Marketingdirektor kümmert sich jetzt um deren Image. Der DFB-Präsident vermisst nämlich eine gewachsene Fankultur, wie sie bei deutschen Vereinsmannschaften oder auch bei den Nationalteams anderer Länder ganz selbstverständlich ist. Wenn etwa die holländische Auswahl spielt, ist das ganze Stadion orange. So etwas - in Schwarz und Weiß - wünscht sich Mayer-Vorfelder auch für deutsche Arenen. Es wird wohl ein Wunsch bleiben.

Die Begegnung gegen Finnland hat nicht nur in spielerischer Hinsicht, sondern auch im Verhalten der Zuschauer eine neue Qualität offenbart. Zum ersten Mal bei einem Spiel der deutschen Nationalmannschaft in einem deutschen Stadion war das Publikum kein originäres Nationalmannschaftspublikum; die Zuschauer waren in erster Linie Schalker Fans, die sich in ihrer Arena zur Abwechslung mal ein Spiel der Nationalelf angesehen haben. Lars Ricken und Jens Lehmann, beim Erzfeind Borussia Dortmund angestellt, wurden mit Pfiffen begrüßt, der gefürchtete Lärmpegel der neuen Arena blieb beständig unter gesundheitsgefährdendem Niveau, und anstatt die deutsche Elf anzufeuern, sangen die Fans in der Nordkurve lieber bekannte Schalker Weisen, die allein von ihrer Liebe zu Königsblau kündeten.

Diese Entwicklung sollte Gerhard Mayer-Vorfelder und dem DFB ernste Sorgen bereiten. Es passt ins Bild, dass auch in den deutschen Haushalten die Begeisterung für die Nationalelf kontinuierlich abnimmt. Zur Halbzeit des Finnlandspiels verabschiedeten sich 800 000 Zuschauer von der Liveübertragung. Trotzdem lebt Mayer-Vorfelder immer noch in dem Glauben, dass die Nationalelf auf ewig Liebling aller Deutschen bleiben werde. Wenn er sich ein wenig umschaut in Europa, müsste er schon mit dem derzeitigen Status hoch zufrieden sein.

In Spanien oder Griechenland etwa spielen die Nationalteams überhaupt keine Rolle. Die Fußballfans sind zunächst einmal Anhänger von Real oder Barca, von Panathinaikos oder Olympiakos. Möglicherweise verhindert die alles bestimmende Rivalität zweier Vereine in einem Land echte Begeisterung für ein übergreifendes Nationalteam. Für die neuen deutschen Verhältnisse taugt diese Erklärung wenig. Vielleicht liegt die Zurückhaltung in Spanien und Griechenland auch einfach daran, dass ihre Nationalteams nie sonderlich erfolgreich waren. Es könnte in Deutschland also alles noch viel schlimmer kommen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false