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„Die können gegen uns nicht gewinnen,

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WM-ÜBERVATER Johan Cruyff: Trainer aller Trainer

Der Spieler Johan Cruyff wurde meist als nomineller Mittelstürmer aufgestellt, doch tatsächlich war er überall: Er holte die Bälle aus der eigenen Hälfte, besuchte Günter Netzer in der eigentlich nur von ihm bewohnten Tiefe des Raumes, und tauchte dann auf der Außenbahn auf. Es ist zwar nicht überliefert, dass er je eine Flanke schlug, die er dann selbst einköpfte, aber es ist vorstellbar.

Der Spieler Johan Cruyff wurde meist als nomineller Mittelstürmer aufgestellt, doch tatsächlich war er überall: Er holte die Bälle aus der eigenen Hälfte, besuchte Günter Netzer in der eigentlich nur von ihm bewohnten Tiefe des Raumes, und tauchte dann auf der Außenbahn auf. Es ist zwar nicht überliefert, dass er je eine Flanke schlug, die er dann selbst einköpfte, aber es ist vorstellbar. Denn wie gesagt: Johan Cruyff war überall.

Dabei ist es geblieben. In den Niederlanden gilt er bis ans Ende aller Zeit als Erfinder des Fußballs. „Vincent sah das Kornfeld, Einstein sah die Zahl, Zeppelin den Zeppelin, und Johan sah den Ball“, schrieb der Schriftsteller Klaus Theweleit. An Cruyff müssen sie sich messen lassen. Er misst sie sogar selbst an sich: Als TV-Experte gibt er nicht den Grüßonkel, sondern den Gralshüter des wahren, also von ihm erfundenen Fußballs. Van Bommel und Kollegen sind in seinen Augen Malocher, die die Frechheit besitzen, anders zu spielen, als seine Matrix es vorgibt. „Ich bin zwar Niederländer“, sagte er vor dem Finale indigniert. „Aber ich unterstütze den Fußball, den Spanien spielt.“

Das nimmt nicht Wunder, denn auch den hat er erfunden, und die Spanier waren nicht so undankbar, sich von ihm abzuwenden. Im Gegenteil: In seiner Zeit als Trainer des FC Barcelona (1988-1996) etablierte er jenes rasante Kurzpassspiel, das Xavi und Iniesta im Barca-Internat La Masia verinnerlichten. Ihre Ballrochaden nennt man in Barcelona noch heute „el cruyffismo“. Nationalcoach Vicente del Bosque würde sein System nie so bezeichnen. Schließlich war er einst Defensivmann bei Real Madrid und zog gegen Cruyff oft den Kürzeren.

Doch auch er weiß insgeheim: Ohne Cruyff kein Xavi, kein Iniesta, kein Tiki-Taka. Und ohne Cruyff nicht das wunderbar arrogante Motto, mit dem Spanien in das Endspiel geht : „Die können gegen uns nicht gewinnen, aber wir können gegen sie verlieren.“

Trainer aller Trainer, Donnergott, strahlendes Idol und dunkles Orakel – so wie früher: Johan Cruyff ist immer noch überall. Auch im Finale. Dirk Gieselmann

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