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Ein Riesenerfolg: Das WM-Wohnzimmer an der Alten Försterei.

© dpa

WM-Wohnzimmer an der Alten Försterei: La Ola mit Lämpchen unterm Sternenhimmel

Die ganze Welt kennt jetzt das WM-Wohnzimmer an der Alten Försterei. Und wer hatte die Idee? Wir haben nachgefragt.

Kann Fußballgucken überhaupt kuscheliger und verbindender sein als beim Public Viewing? Es kann: nämlich dann, wenn zusätzlich jede Menge Sofas ins Spiel kommen. Genau so war es beim Public Viewing im Stadion An der Alten Försterei des 1. FC Union in Treptow-Köpenick. Im „WM-Wohnzimmer“ umsonst und draußen haben während der WM mehr als hunderttausend Besucher in den vergangenen Wochen fiese Fouls, Tore in der letzten Minute und die Deutschen beim weltmeisterlichen Jubel beobachtet – und zwar auf eigens dafür mitgebrachten Sofas und Couchgarnituren. Dass der Erfolg der Open-Air-Aktion sogar ihn selbst völlig überrascht hat, berichtet im Interview der Zeremonienmeister der gechillten Fußballguckkunst und Initiator des WM-Wohnzimmers, Gerald Ponesky.

Eine Fußball-WM mit Zuschauern auf selbst herangeschleppten 863 Sofas im Stadionrund – wie sind Sie denn bitte auf diese Idee gekommen?
Na, die Fans singen doch über ihr Stadion und die Liebe zum Fußball unter anderem ,Mein Zuhause, mein Wohnzimmer‘. Da hat es bei mir geklingelt.

Was waren die verrücktesten Transportwege?
Sie werden es nicht glauben, aber manch ein Fan kam mit einem Schwerlasttransporter, nur um seine gemütliche Ecke einrichten zu können. Andere haben ihre Sitzgelegenheit kilometerweit durch die Stadt geschleppt oder versucht, sie sogar in die Straßenbahn zu bekommen. Andere Besucher haben ihre Couch gar mit dem Boot über den Mellowpark herangeschafft. 95 Prozent aller Sitzecken kamen von den Berlinern selbst; die übrigen haben Sponsoren bereitgestellt. Ein Berliner Umzugsunternehmen hat uns etwa die Regenüberzieher bereitgestellt – wegen des Wetters.

Nicht nur die Berliner haben sich über das Kuschelgucken gefreut und sich gemeinsam vorm Großbildschirm amüsiert.
Ja, es war irre, was für eine Resonanz wir weltweit in den Medien hatten. Der „Guardian“, die „Sun“, Doppelseiten in „Focus“ und „Stern“, Berichte in Brasilien, Australien und mehr Twitterfollower weltweit als Werder Bremen, damit haben wir niemals gerechnet. Und die Kreativität der Leute! Wir haben dank umgestalteter wetterfester Lämpchen eines Mitstreiters die erste Open-AirCouchlampen-La-Ola der Welt hingekriegt. Das macht uns glücklich.

Sie sind Mitentwickler der Fanmeile – und haben das WM-Wohnzimmer erfunden. Haben Sie sich diesen Begriff schützen lassen?
Ja, das haben wir übers Patentamt erledigt: WM-Wohnzimmer, EM-Wohnzimmer. Ich kann Ihnen versprechen, wir haben noch eine Menge vor, aber alles kann ich hier noch nicht verraten.

Wer war denn genau der Veranstalter des kuscheligen Massenschauens?
Die Stadion AG, die das Stadion an der Alten Försterei betreibt. Auch die sind happy. Und wenn das Wetter noch besser mitgemacht hätte, wäre es noch voller gewesen. Diese Bilder werde ich nie vergessen: 9000 Plätze gab es auf der Haupt- und der Stehplatztribüne, dann die rund 3000 unten auf dem Feld, und zwischendrin spielten Kinder selbst Fußball, das war eine tolle Atmosphäre.

Sind denn alle Sitzgarnituren aus dem offensichtlich größten Wohnzimmer der Welt schon wieder daheim oder auf dem Sperrmüll?
Also, wir sind jetzt gerade dabei, das Projektbüro aufzulösen. Und die übrig gebliebenen Sofas und Einsitzer werden jetzt alle abtransportiert, weil am Mittwoch in der Alten Försterei wieder neuer Rasen verlegt wird.

Das Interview führte Annette Kögel.

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