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Wladimir Klitschko schlug in Frankfurt Herausforderer Samuel Peter k.o.

© AFP

Klitschkos K.O.-Sieg: Wo sind die Gegner?

Wladimir Klitschko bleibt Box-Weltmeister im Schwergewicht. Der 34-jährige Ukrainer verteidigte in Frankfurt seine Titel gegen den Nigerianer Samuel Peter durch technischen K.O. in der zehnten Runde.

Dieser Kampf hatte ihm alles abverlangt. Robert Byrd ist ein Mann von eher zierlicher Natur, der schon 107 Kämpfe im Profiboxen geleitet hat. Doch was nutzt alle Routine, wenn man zur 108. Weltmeisterschaft physische Schwerstarbeit verrichten muss? Fast eine halbe Stunde lang war der Unparteiische aus Nevada am vorgerückten Samstagabend damit beschäftigt, zwei halbnackte Kolosse an die Einhaltung der Regeln für das korrekte Fechten mit der Faust zu erinnern. Er musste zwei ineinander verkeilte Männer mit einem Gesamtgewicht von 221,5 Kilo immer wieder auseinanderschieben. Es war lange Zeit also ein zäher Kampf, Wladimir Klitschko zermürbte seinen Herausforderer Samuel Peter eher, als dass er ihn ausboxte. Am Ende, in der zehnte Runde, hatte der Champion der maßgebenden Verbände IBF und WBO seinen Gegner dann so weit: Nach einer Schlagserie Klitschkos ging Peter zu Boden – und kam nicht mehr hoch. Ringrichter Byrd verzichtete auf das Anzählen und entschied auf sofortigen Abbruch.

Klitschko hatte den neunten Herausforderer in seiner dritten Regentschaft eher verschlissen als klassisch ausgeknockt. Peter, der auf den Spitznamen„nigerianischer Alptraum“ hört, hatte vorausgesagt, den Weltmeister K. o. schlagen zu wollen. Statt seine große Ankündigung aber wahr machen zu wollen, grub sich Peter immer wieder in den gegnerischen Körper hinein, als müsse sich dort irgendwann eine Tür für ihn öffnen. Und gleichmütig lehnte sich Klitschko auf ihn oder ging in den Clinch. Die ersten Runden waren ein unappetitliches Gewürge. Teile der 43 000 Zuschauer in der Frankfurter Arena pfiffen deshalb lautstark. Klitschko war das egal. „Das war Teil unserer Taktik“, erläuterte er. „Ich wollte nicht weglaufen.“ Allerdings wirkte der zuvor angestrengte Vergleich zwischen Wladimir Klitschko und Muhammad Ali bemüht, Ali hatte vor 44 Jahren in Frankfurt Karl Mildenberger ausgeknockt. Der „Größte aller Zeiten“ hätte die Aufgabe gegen Peter sicher eleganter und früher gelöst.

Mit dem 58. Vergleich in seiner bewegter Profikarriere (55 Siege, 3 Niederlagen) schloss sich für Wladimir Klitschko ein Kreis, wie er hinterher erklärte – und das hatte auch mit dem Ringrichter zu tun. Robert Byrd stand im April 2004 bei jenem desaströsen Kampf in Las Vegas im Ring, als der ukrainische Doktor der Sportwissenschaften seinen Titel an Lamon Brewster verlor – er wurde damals Opfer eines unerschrockenen Punchers, gegen den er die Nerven verloren hatte. Inzwischen hat Klitschko sich offenbar die mentale Härte angeeignet, sein überlegenes Potenzial auch gegen zähe Herausforderer abzurufen. Der 30-jährige Peter (34 Siege, 4 Niederlagen) hatte Klitschko vor fünf Jahren noch dreimal zu Boden geschlagen, damals hatte Klitschko den Kampf aber dennoch nach Punkten gewonnen. Diesmal blieb Peter jedenfalls ohne jede Chance – obwohl er sich nach Einschätzung seines Bezwingers „unheimlich verbessert“ und „so schnell wie noch nie“ gezeigt habe. Samuel Peter mag hart gekämpft und „ein paar echte Bomben“ in die Luft abgefeuert haben, wie Klitschko nachher lobte. Aber er musste auch immer wieder harte Treffer nehmen, die Physis und Moral zunehmend schwächten.

Besser als Peter aber dürften auch die nächsten Widersacher Klitschkos kaum sein – weil es sie derzeit nirgendwo gibt. So existiert für Dezember zwar schon ein neuer Termin, aber noch keine adäquate Herausforderung. Auch nicht in den USA, wie Ringrichter Byrd nachher bedauerte: „Wir haben da zur Zeit niemanden.“

Betram Job

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