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Sport: Zeitfahren statt Prolog

Jan Ullrich stürzt im Training – aber sein Start beim Auftakt ist nicht gefährdet

Sportdirektor Mario Kummer musste in einem Kreisverkehr scharf bremsen, und schon war es passiert: Jan Ullrich prallte beim Training auf der Zeitfahrstrecke hinten auf den Teamwagen und dann in die Heckscheibe. „Mir geht es gut“, sagte Ullrich, der sich einen fünf Zentimeter langen Schnitt am Hals zuzog. Sein Start ist nicht gefährdet. „Die Wunden mussten nicht genäht werden. Ich glaube nicht, dass sie ein großes Handicap sein werden“, sagte Teamarzt Lothar Heinrich.

Zwar wird heute, wenn Ullrich um 18.48 Uhr als vorletzter eine Minute vor Lance Armstrong auf die Strecke geht, kein Auto vor ihm herfahren. Doch der erste Tag der Tour de France hat es in sich, Prolog kann man ihn in diesem Jahr nicht nennen. Der traditionelle Tour-Auftakt mit Showcharakter ist üblicherweise nur ein paar Kilometer lang. In diesem Jahr steht aber ein Zeitfahren über 19 Kilometer (ab 16.35 Uhr live in der ARD ) auf dem Programm, bei dem die Zeitabstände zwischen den Fahrern gleich eine große Bedeutung haben.

„Es gibt eine lange Brücke, viel Wind und fünf Kreisverkehre – das fühlt sich an wie 25 oder 30 Kilometer“, sagte Lance Armstrong, nachdem er die Strecke getestet hatte. „Auf 19 Kilometern kann man schon richtig Zeit gewinnen – oder verlieren“, sagte Ullrich.

Die Favoriten auf den Gesamtsieg müssen heute schon alles geben. Dafür benutzen sie neue Zeitfahrräder. Bis auf die Vordergabel wurde Ullrichs neues Rad aus einem Stück geschnitten, mit dem weniger als acht Kilo leichten und 25 000 Euro teuren Rad hat er das Zeitfahren bei der Tour de Suisse vor Zeitfahr-Weltmeister Michael Rogers gewonnen. „Ich spekuliere nicht auf das Gelbe Trikot, das wäre in den ersten Tagen eine Belastung. Ich werde aber voll fahren“, sagte Ullrich.

Erster Kandidat auf das erste Gelbe Trikot ist heute Rogers. Nach dem Mannschaftszeitfahren am Dienstag gibt es nur noch ein weiteres Einzelzeitfahren am vorletzten Tag der Tour. Weniger als die insgesamt 75 Kilometer, in denen die Fahrer dieses Mal alleine auf der Strecke sind, gab es seit 1974 nicht mehr.

Es wird interessant sein, die Strategie der Teams in den nächsten Wochen zu verfolgen, auf den vorletzten Tag wird sich niemand verlassen wollen. Das kurze Zeitfahren heute spielt vielleicht sogar eine größere Rolle als das lange am Ende der Tour.

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