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Sport: Zu schnell gestartet

Makau verpasst den Weltrekord beim Halbmarathon

Von Katrin Schulze

Berlin - Tempomacher haben es schwer. Sie müssen nach genau vorgegeben Richtlinien anlaufen, um anderen Läufern im Feld später Bestzeiten zu ermöglichen. Charles Ngolepus nahm dies beim Berliner Halbmarathon zu ernst. Er sollte die ersten zehn Kilometer in einer Zeit um die 28 Minuten und 10 Sekunden angehen. Doch das Tempo des Kenianers sorgte in den Begleitwagen für Aufregung. Die Betreuer waren sich einig, dass das Feld zu schnell angegangen sei. „Die Arbeit des Pacemakers war nicht optimal“, sagte Renndirektor Mark Milde. „Er ist am Anfang zu schnell gelaufen, dieses Tempo war nicht durchzuhalten.“

Dass die Männer nach mit 27:27 Minuten eine der schnellsten je gelaufenen Zeiten über zehn Kilometer erreichten und damit auf Weltrekordkurs über die 21,0975 Kilometer waren, lag auch am Wetter. „Auf dem ersten Rennabschnitt hatten wir Rückenwind. Später blies der Wind sehr stark von vorne“, sagte der Sieger Patrick Makau. Auch aus diesem Grund habe er den angestrebten Weltrekord verpasst. Makau war lange Mitglied einer achtköpfigen Spitzengruppe, bevor er sich bei Kilometer 15 absetzte und seinen Vorsprung bis ins Ziel verteidigte. Dort landete der 22-Jährige mit einem neuen Streckenrekord von 58:56 Minuten vor seinen Landsmännern Frances Kibiwott und Evans Cheruiyot.

Die rund 150 000 Menschen am Streckenrand wurden Zeugen von afrikanischen Meisterschaften – unter den ersten zehn landeten acht Kenianer und zwei Äthopier. Als bester Deutscher und bester Europäer im Feld lief Stefan Koch vom TV Wattenscheid auf den 13. Platz und erzielte mit 64:11 Minuten eine neue eine deutsche Jahresbestzeit.

Bei den Frauen schaffte dies die Vereinskollegin von Koch, Irina Mikitenko. Mit einer Zeit von 1:09:46 kam sie gut eine Minute hinter der Siegerin Benita Johnson in Ziel, die ihrer Favoritenrolle ebenso wie Makau gerecht wurde, aber über ihre Zeit enttäuscht war. „Es war schade, dass ich acht Kilometer ganz allein laufen musste“, sagte die Australierin. Überraschenderweise konnte Vorjahressiegerin Edith Masai dem Tempo von Johnson bereits vor der Hälfte des Rennens nicht mehr folgen. Später musste sie auch Mikitenko und kurz vor dem Ziel die drittplatzierte Luminita Zaituc passieren lassen.

Die einzige Überraschung des Tages blieb dem 16-jährigen Berliner Niclas Kleyling vorbehalten. Er gewann sensationell das Rennen der Inline-Skater und ließ alle etablierten Fahrer hinter sich. Den ersten Sieg in einem Straßenrennen schrieb er seiner Unbekümmertheit zu: „In der Spitzengruppe kannte mich niemand“, erzählte er. „Als gegen Ende des Rennens keiner die Führungsarbeit übernehmen wollte, bin ich einfach angetreten.“ Manchmal können Tempomacher eben auch alles richtig machen. Sogar ein Rennen gewinnen.

Todesfall auf der Strecke: Seite 9

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