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Sport: Zu viel der Ehre

Bernhard Langer scheidet in Pulheim aus und zweifelt, ob er Ryder-Cup-Kapitän werden soll

Pulheim. Erwin Langer hatte das Handy am Ohr und schaute auf den Fernseher. Dort konnte er verfolgen, wie sein Bruder Bernhard auf der letzten Spielbahn einen Putt am Loch vorbeischob. Erwin Langer verschwand genauso schnell, wie sich sein Bruder aus dem German Masters der Golfer verabschiedete. Nach einer Par-Runde am Donnerstag spielte Langer gestern eine 70er-Runde auf dem Par-72-Platz des GC Gut Lärchenhof in Pulheim bei Köln. Doch ein Ergebnis von -2 reicht in diesem Jahr nicht für die beiden Finalrunden am Samstag und Sonntag.

„Es ist das erste Mal, dass ich hier den Cut verpasst habe“, sagte Langer, der das von ihm und seinem Bruder mitveranstaltete Turnier in seiner 16-jährigen Geschichte viermal gewonnen hat. Darüber nachgedacht, wie er nun die Rolle als nicht-spielender Mitveranstalter ausfüllen werde, hat Deutschlands erfolgreichster Golfer aller Zeiten offenbar nicht. „Ich werde präsent sein“, sagte er mehrdeutig.

Ein wenig ließ sich da die Parallele ziehen zu einem Thema, das Bernhard Langer keine 24 Stunden zuvor noch ordentlich beschäftigt hatte. Vor drei Wochen hatte der kurz zuvor zum Kapitän des europäischen Ryder- Cup-Teams 2004 bestellte Bernhard Langer erklärt, er könne sich vorstellen, dieses Ehrenamt für den Fall zur Verfügung zu stellen, dass er sich als Spieler sportlich qualifizieren werde. Man könne die Aufgaben eines Kapitäns nicht wahrnehmen, wenn man gleichzeitig als Spieler am Ryder-Cup teilnehme.

Am Mittwoch dieser Woche kritisierte Langers langjähriger Weggefährte, der Engländer Nick Faldo, den Deutschen für sein fehlendes Bekenntnis zum Kapitänsjob. In Großbritannien wird die „Ryder Cup Captaincy“ als eine Ehre angesehen, der man sich nicht entziehen kann. Allerdings gilt die Kapitänsehre in der Regel auch als öffentliches Eingeständnis, dass die aktive Karriere sich langsam ihrem Ende zuneigt.

So erklärt es sich auch, dass Langer am Donnerstagabend von britischen Reportern auf die Aussagen Faldos angesprochen wurde. Da Langer davon noch nichts gehört haben wollte, bat er um etwas Zeit. Kurz darauf wurde eine außerordentliche Pressekonferenz einberufen – und da platzte der sonst so bedächtige Langer regelrecht. „Ich rege mich nicht über Nick Faldo auf, sondern über euch, Jungs“, sagte Langer und meinte damit vor allem die britischen Journalisten. „Wir haben hier heute einen Platzrekord, und wir sitzen hier und reden über den Ryder-Cup! Schreibt darüber am Montag oder Dienstag, wenn kein Turnier mehr gespielt wird!“Er sei dazu auserkoren worden, im kommenden Jahr der Kapitän zu sein, in zehn Monaten aber könne es eine ganz andere Situation geben. „Was ist denn, wenn ich dann die Nummer eins in der Qualifikation bin?“, fragte Langer. „Sollte ich dann nicht auch spielen? Brauchen wir nicht die guten Spieler, um die Amerikaner zu schlagen?“ Es schien, als wolle sich Langer gar nicht mehr einkriegen.

Keine 24 Stunden später, nach seinem Ausscheiden, war dann plötzlich alles wieder in Ordnung. Der 46-Jährige war wieder in seine weise Rolle als erfahrener Profi zurückgekehrt. Er wisse, dass Journalisten Schlagzeilen produzieren und sagte: „Die Diskussion um den Ryder-Cup interessiert mich nicht.“

Thomas Lötz

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