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Sport: Zu wenig entschieden

Robert Ide über Rudolf Scharpings Kampf gegen Doping

Rudolf Scharping ist in mancherlei Hinsicht der richtige Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). Der frühere Bundesverteidigungsminister hat mit seinen Kontakten neue Sponsoren für den angeschlagenen Verband akquiriert, er hat die Rad-WM in Stuttgart gerettet (was für seine Sportart sicher gut ist, für den Ruf der Sportstadt Stuttgart nicht zwangsläufig) – und er gibt dem Radsport ein bekanntes Gesicht. Das Gesicht eines begeisterten Radfahrers.

Die Aufgabe eines Radsport-Präsidenten kann es nach den Enthüllungen über die mafiösen Doping-Netzwerke nur sein, einen glaubwürdigen Neuanfang zu organisieren und zu symbolisieren. Dieser Aufgabe aber wird Rudolf Scharping derzeit nicht gerecht.

Für die Rad-WM wurde Erik Zabel nominiert – trotz seines Doping-Geständnisses und trotz der Zweifel von Experten an der Version des Sprinters, nur eine Woche lang mit Epo experimentiert zu haben. Scharping enthielt sich bei der entscheidenden Präsidiumssitzung der Stimme. Er konnte sich nicht entscheiden zwischen seinem Freund Erik Zabel und einem glaubwürdigen Neuanfang.

Nun steht auch noch die Anti-Doping- Kommission des BDR vor dem Ende. Das Beratergremium will sich auflösen; Scharping hatte die Experten zwar berufen, aber dann ohne Arbeit allein gelassen. Ehrliches Interesse am Kampf gegen Doping hat der Verbandschef – glaubt man den Mitgliedern des Gremiums – nicht erkennen lassen.

Der BDR-Präsident ist ein begeisterter Radfahrer. Er hat einen erstarrten Verband mit schwachen Strukturen und begrenztem Einfluss wieder in Bewegung gebracht. Das Problem ist nur: Ein Gesicht für den nötigen Neuanfang im Radsport wird Rudolf Scharping nicht mehr.

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