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Sport: Zufälle sind unerwünscht

Union kann heute gegen Dynamo Dresden einen großen Schritt in Richtung Zweite Liga machen

Berlin - Oskar Kosche ist kein Mann der großen Worte. Der Vizepräsident des Fußball-Regionalligisten 1. FC Union Berlin lässt sich ungern zitieren oder fotografieren. Doch kurz vor dem Spitzenspiel gegen Dynamo Dresden am Donnerstag (20.30 Uhr, live in RBB und MDR) ließ sich der Mann, dem eine an das verschwiegene Nordkorea erinnernde Informationspolitik nachgesagt wird, zu einer bemerkenswerten Aussage hinreißen. Die Planungen für die kommende Saison leitete Kosche so ein: „Ich beginne mit der etwas unwahrscheinlicheren Variante der Dritten Liga: Da planen wir mit einem Etat von rund fünf Millionen Euro und durchschnittlich 8000 Zuschauern.“ Kosches Herzenswunsch und Ziel ist jedoch der Aufstieg in die Zweite Liga. In dieser kalkuliert der 1. FC Union mit einem Etat von neun Millionen Euro und einem Zuschauerschnitt von 9500 Besuchern.

Die Chance, nach vier Jahren in die Zweite Liga zurückzukehren, ist durchaus vorhanden. Weitaus zurückhaltender als Kosche gibt sich allerdings Uwe Neuhaus. Der Trainer forderte seit Saisonbeginn in erster Linie das Erreichen der neuen eingleisigen Dritten Liga. „Vieles ist Spekulation. Es macht keinen Sinn, etwas auszurufen, das ich morgen wieder revidieren muss“, sagt Neuhaus. Dem Spiel gegen Dresden misst aber auch er große Bedeutung bei. „Der Gewinner der Partie ist bei der Verlosung der Aufstiegsplätze dabei“, sagt Neuhaus. „Der Verlierer muss nach unten schauen.“ Nach unten heißt in diesem Fall: in Richtung Rang elf, der in dieser dramatischen Qualifikationssaison bereits den Absturz in die Vierte Liga bedeutet.

Dieses Horrorszenario bräuchte den 1. FC Union im Fall eines Sieges gegen Dresden wohl nicht mehr zu interessieren. Kein Wunder, dass die Berliner eine spezielle Vorbereitung gewählt haben. Am Mittwochabend wurde 24 Stunden vor dem Anstoß unter Flutlicht trainiert. Am Spieltag zieht sich die Mannschaft nach der Vormittagseinheit in ein Hotel am Müggelsee zurück. Neuhaus sagt: „Beide Maßnahmen sind wichtig für den Biorhythmus und die Konzentration. Wir wollen nichts dem Zufall überlassen.“

Auch in punkto Sicherheit erfordert das Duell Union gegen Dynamo besondere Maßnahmen: Um Krawalle zwischen den rivalisierenden Fangruppen zu vermeiden, dürfen die rund 1500 Dresdner Anhänger nur mit personalisierten Tickets in Sonderzügen anreisen. Sportdirektor Christian Beeck glaubt daran, dass die Partie vor mehr als 10 000 Zuschauern ein hoch interessantes Fußballspiel wird: „Alle, die Kreislaufprobleme haben, werden auch in diesem Spiel wieder leiden.“ Das sind die Anhänger des 1. FC Union in dieser Saison gewohnt, speziell von den Heimspielen in der Rückrunde. Den letzten Heimsieg gab es Ende Februar gegen Kickers Emden (1:0), danach folgten vier Spiele ohne Sieg gegen Eintracht Braunschweig (2:2), Rot-Weiß Erfurt (1:1), Wuppertaler SV (1:1) und Energie Cottbus II (0:1).

Nicht nur diese Heimschwäche könnte Union möglicherweise den Aufstieg kosten. In der Mannschaft fehlt es in dieser Saison an Siegertypen. Nico Patschinski, mit zehn Treffern immer noch Unions bester Torschütze, hat in diesem Jahr in elf Spielen noch nicht getroffen. Sein potenzieller Stellvertreter Dustin Heun ist seit Wochen verletzt. Kapitän Daniel Schulz kann wegen einer Knieblessur im Gegensatz zu Heun bis Saisonende überhaupt nicht mehr auflaufen.

Das Restprogramm mit Spielen bei den designierten Absteigern SC Verl und VfB Lübeck sowie den Heimspielen gegen die Mitkonkurrenten 1. FC Magdeburg und Rot-Weiss Oberhausen lässt den Köpenickern jedoch alle Möglichkeiten offen.

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