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Sport: Zurück auf Sand

Rafael Nadal ist der Top-Spieler beim Tennisturnier in Stuttgart

Es kann schon passieren, dass Rafael Nadal missverstanden wird. Der Spanier spricht ein bemühtes, jedoch noch ausbaufähiges Englisch, das oftmals Raum für Interpretationen lässt. Aber wenn Nadal über seinen unerschütterlichen Glauben an sich und den Sieg spricht, selbst wenn der Gegner Roger Federer heißt, gibt es keine Zweideutigkeiten. „Sonst könnte ich ja zum Angeln gehen“, sagt er dann. Doch die Tatsache, dass er in den vergangenen Tagen tatsächlich seinem Hobby nachging, sollte nicht gegen ihn ausgelegt werden. Der 21-Jährige hatte sich nach dem verlorenen Wimbledon-Finale eine Auszeit im heimischen Mallorca gegönnt, mit Besuch der Familie, Sonnenbaden am Strand und einem Ausflug zum Fischen.

Die Erholung hatte sich Nadal verdient, denn in den vergangenen Wochen behauptete der Spanier nicht nur seine Position als härtester Widersacher Federers, er trieb den Schweizer in Wimbledon sogar an den Rand der Niederlage. Nadal kann sich jetzt selbst auf dem bisher eher ungeliebten Rasen mit Federer messen. „Ich spiele viel besser als noch im vergangenen Jahr“, sagt Nadal, und es klingt fast wie eine Drohung. Auf Sand hat er seine Ausnahmestellung zuletzt mit seinem dritten French-Open-Titel hintereinander untermauert, bis zum Masters-Turnier in Hamburg betrug seine Bilanz auf Sand 81 Siege in Folge. Erst Federer konnte die Serie im Finale beenden, es sollte jedoch nur ein kurzes Intermezzo werden. Nadal ist und bleibt der Beherrscher der Sandplätze, so wird es auch in dieser Woche am Stuttgarter Weissenhof sein.

Während die meisten Top-Spieler nach der Rasensaison zu den Vorbereitungsturnieren auf die US Open nach Amerika aufgebrochen sind, schiebt Nadal eine Woche auf Asche ein. Kein leichter Wechsel, auch nicht für den Spezialisten: „Es ist schon schwierig, sich so schnell umzustellen. Aber ich fühle mich auf Sand einfach am wohlsten.“ Unterstützt wird dieses Gefühl auch durch die finanziellen Zuwendungen, denn die neue Turnierleitung sicherte sich den Spanier für drei Jahre als Zugpferd. Auch der Sportwagen des Hauptsponsors, den er bei einem Turniersieg bekäme, wird Nadal den Abstecher nach Süddeutschland schmackhaft gemacht haben. „Man findet immer einen Platz für einen Mercedes“, sagt er.

Sein großer Konkurrent Federer ist in Stuttgart nicht am Start, Nadals Gegner heißen dafür Tomas Berdych, Juan Carlos Ferrero, Tommy Robredo oder Guillermo Canas. Allesamt ebenfalls Könner auf Sand, doch alles andere als der Turniersieg ist auch von Seiten der Organisatoren nicht vorgesehen. Die frühere Turnierleitung hat im vergangenen Jahr noch bitter dafür bezahlen müssen, das der Spanier kurzfristig absagte und die Zuschauer mit weniger bekannten Sandplatzspielern Vorlieb nehmen mussten. Die nationale Karte, auf die man auch in Stuttgart immer wieder setzte, stach ebenfalls nicht. In diesem Jahr soll sich auch nach großzügigen Umbauten der gesamten Anlage alles wieder zum Guten wenden. Nadal ist in Bestform, auch wenn er sich vor seinem ersten Match gegen Alexander Waske am heutigen Dienstag sehr bescheiden gibt: „Der gefährlichste Spieler ist für mich erst mal Waske“, sagt er, und ganz unbegründet ist die Vorsicht nicht. Der Frankfurter konnte Nadal 2005 in Halle auf Rasen bezwingen. „Ich hoffe, auf Sand wird es anders laufen.“ Vermutlich ist es so.

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