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Sport: Zurück zur Stärke

Die deutschen Handballer überzeugen beim 32:24 gegen Polen, verpassen jedoch das Halbfinale der EM

Von Handball hatte Heiner Brand genug gesehen. „Man wird mich schon informieren“, antwortete der deutsche Bundestrainer auf die Frage, ob er sich das Spiel zwischen Slowenien und Spanien ansehen würde. Immerhin wären die Deutschen bei einem Sieg der Slowenen doch noch ins Halbfinale der Europameisterschaft eingezogen. „Wir haben zumindest unseren Anteil geleistet, dass es bis zuletzt spannend bleibt“, sagte Brand. Er war in bester Stimmung, sein Team hatte zuvor Polen eindrucksvoll 32:24 (16:7) bezwungen. Fürs Halbfinale reichte das jedoch nicht. Neben Frankreich qualifizierte sich aus Gruppe eins Weltmeister Spanien durch ein 39:33 gegen Slowenien. Deutschland spielt am Samstag gegen Russland in Zürich um Platz fünf. Selbst das hatte den Männern des Deutschen Handball-Bundes (DHB) vor dem Turnier in der Schweiz kaum jemand zugetraut. Mit einem Sieg sind sie sogar direkt für die EM 2008 in Norwegen qualifiziert.

Warum Brand nach dem vierten Sieg im sechsten Spiel von einem „Riesenschritt nach vorn“ sprach, bekamen die Polen sehr deutlich zu spüren. Ihr Trainer Bogdan Wenta, der 46 Länderspiele für Deutschland absolviert hat und mit dem Team von Brand 1998 in Italien EM-Dritter war, hatte vor dem Spiel gesagt: „Eine Hilfe für Deutschland wird es nicht geben.“ Das erwies sich jedoch recht bald als Selbstüberschätzung: Wer wie die Deutschen gegen Weltmeister Spanien ein Unentschieden erreicht, dann die Slowakei, die Ukraine und Slowenien bezwingt, der hat genug Selbstvertrauen gesammelt, um sich auf die eigenen Stärken verlassen zu können. In kaum einer Situation ließen die Deutschen gegen Polen vor 3100 Zuschauern Zweifel aufkommen, wer das bessere Team ist. Johannes Bitter im Tor gab der starken Deckung zusätzlichen Rückhalt. Von 45 Würfen hielt der Magdeburger 21. Im Angriff war bis weit in die zweite Hälfte viel Tempo, mit dem der Gegner nicht klar kam. Die Bundesliga-Spieler Karol Bielecki (Magdeburg), Marcin Lijewski (Flensburg) und Torhüter Slawomir Szmal (Kronau) waren in der mittelmäßigen polnischen Mannschaft auch nur Mittelmaß. Bielecki kam bei 18 Würfen auf acht Tore, Lijewski traf einmal und Szmal hielt zwei Bälle von 17. Gerade von ihnen hatte Wenta mehr erwartet.

„Man hat gemerkt, dass beide Mannschaften nicht mehr frisch waren“, sagte Brand, „aber wir haben uns spielerisch sehr gut präsentiert.“ So konnten sich die Deutschen zwei verworfenen Siebenmeter durch Torsten Jansen beim 9:5 (19. Minute) und Florian Kehrmann (12:6/ 24.) locker leisten. Kehrmann (9 Tore), Jansen (6) und Pascal Hens (5) waren die erfolgreichsten Werfer in einem Team, das mit Blick auf die WM im kommenden Januar seine neue Stärke nicht nur andeutete. Später nutzte es gegen eine demoralisierte polnische Mannschaft die Chance zu „gehobenem Training“, wie DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier es ausdrückte. Dass dabei etwas übertrieben wurde, wollte Brand seiner Mannschaft später nicht vorwerfen. Er war „rundum zufrieden“. Vorerst jedenfalls.

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