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Im Fadenkreuz. In Düsseldorf warfen Hertha-Anhänger Bengalo-Fackeln, die bis zu 1600 Grad heiß brennen, auf die eigenen Spieler, wie hier Ronny (links). Foto: Reuters

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Sport: Zwischen den Ligen

Die Berliner lassen ihre Mannschaft weiter trainieren und hoffen, dass es noch ein Spiel gibt.

Berlin - Weiter, immer weiter. Während die Saison für die meisten Erst- und Zweitligisten seit zwei Wochen vorbei ist, wird es bei Hertha BSC auch nach dem vorläufigen Abstieg nicht ruhiger. Heute kommen die Fußballprofis und Otto Rehhagel, der schon seine Abreise angekündigt hatte, um 15 Uhr zusammen. Sie trainieren demonstrativ für eine Eventualität: eine Wiederholung des Relegationsrückspiels in Düsseldorf. Darüber muss das DFB-Sportgericht entscheiden, das fast zeitgleich in Frankfurt am Main tagt, ab 13.30 Uhr.

Nach dem Platzsturm der Düsseldorfer Fans in der Nachspielzeit sei ein „regulärer Spielbetrieb nicht möglich“ gewesen, hatte Manager Michael Preetz auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz am Mittwoch gesagt. Die Spieler, so die Argumentation, hätten mehr mit ihrer Angst zu tun gehabt, als sich auf die Erzielung des rettenden Tores konzentrieren zu können. Es sei die Verpflichtung des Vereins, Einspruch gegen die „irregulär zustande gekommene Spielwertung“ einzulegen und eine Neuansetzung der Partie zu beantragen.

Die Berliner sehen sich dabei als Spielball der Polizeitaktik. Sie seien nur noch einmal aus der Kabine gekommen, um die Sicherheit zu gewährleisten und weil es die sportliche Fairness gebot.

Unerwähnt ließen die Berliner, dass DFB-Vizepräsident Rainer Koch Hertha in der Spielunterbrechung auf die Folgen aufmerksam gemacht hatte, die es haben würde, wenn die Spieler nicht noch einmal auf das Spielfeld kämen: Das Spiel wäre laut Statuten 3:0 für Düsseldorf gewertet worden. Aus DFB-Kreisen heißt es, dass man überhaupt keinen Ansatzpunkt für Herthas Protest sehe.

Die Berliner hoffen dennoch auf die Chance, den Abstieg zu revidieren. Im Schwebezustand zwischen Erster und Zweiter Liga trainieren sie „wie vor einem regulären Bundesligaspiel“, wie ein Sprecher sagte. Die Mannschaft habe zwar ohnehin noch eine Woche trainieren sollen, aber eher die Saison ausklingen lassen.

Falls Hertha die Chance erhalten sollte, noch einmal gegen Düsseldorf anzutreten, wäre völlig unklar, welche Mannschaft auf dem Feld stünde. Änis Ben-Hatira ist nach Gelb-Rot gesperrt. Und der DFB-Kontrollausschuss ermittelt gegen Thomas Kraft, Christian Lell und Andre Mijatovic, die in Düsseldorf den Schiedsrichter beleidigt haben sollen. Bei Lell war klar zu hören, wie er Wolfgang Stark ein „feiges Schwein“ nannte. Lewan Kobiaschwili soll den Schiedsrichter in den Nacken geschlagen haben. Später wurde Stark von einem Düsseldorfer Teamarzt medizinisch versorgt. Allen vier Profis drohen Sperren.

Ob das Verhalten der Spieler oder Fans intern Konsequenzen haben wird, dazu äußerte sich der Verein nicht. Alle eint die Meinung, Stark habe nicht genug Nachspielzeit eingeräumt: Statt der noch ausstehenden zwei Minuten ließ er nur etwa eine Minute nachspielen. Dabei ist ein Schiedsrichter nicht verpflichtet, die angezeigte Nachspielzeit voll zu gewähren, auch wenn Hertha sie gebraucht hätte. Die sieben Minuten Verlängerung gab es wegen Randale der Berliner Anhänger.

Sollten Düsseldorf oder Berlin nach dem Urteil des Sportgerichts in die Berufung gehen, könnte sich das Verfahren lange hinziehen. Fraglich, wie lange Hertha die Spieler noch trainieren lassen kann. Irgendwann muss auch die neue Saison geplant werden, Neuzugänge, Trainingslager. „Trainingslager sind gerade unsere geringste Sorge“, sagt Preetz.

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