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Sport: Zwischenstopp bei Alba

Stanojevic überzeugt beim 93:69 gegen Braunschweig und rast wieder ins Krankenhaus

Berlin . Sechs Sekunden waren noch zu spielen, Albas Basketballer Vladimir Petrovic stand an der Freiwurflinie. Da wendete sich der Hallensprecher an die 6187 Besucher des ersten Play-off-Halbfinalspiels zwischen Alba Berlin und TXU Energie Braunschweig: „Falls ihr euch wundert, dass Jovo Stanojevic nicht mehr da ist: Seine Frau steht kurz vor der Entbindung, er ist ins Krankenhaus gefahren“, verkündete er. Dass die Durchsage vor Spielende kam, belegt die Überlegenheit der Gastgeber, die 93:69 (51:39) siegten.

Inhaltlich passt die Nachricht zu den vergangenen Tagen, an denen sich im Kleinen das wiederholte, womit der Deutsche Meister schon die gesamte Saison kämpft: mit Verletzten und anderen Widrigkeiten. Henrik Rödl hatte sich am Donnerstag beim glanzvollen Sieg im Viertelfinale gegen Frankfurt einen Schienbeinbruch zugezogen und musste operiert werden. Mithat Demirel konnte wegen eines Blutergusses in der Ferse gestern nur dank einer vorher verabreichten Schmerzspritze auflaufen. Und Jovo Stanojevic traf erst eine halbe Stunde vor Spielbeginn in der Max-Schmeling-Halle ein – er hatte seine Frau in die Klinik gebracht.

„Ich hatte Angst, dass all das die Mannschaft lähmen würde“, sagte Trainer Emir Mutapcic. Zumal bei Alba ohnehin Nationalspieler Marko Pesic (Handbruch) fehlte. Doch Demirel überzeugte genauso wie Stanojevic, und die übrigen Spieler harmonierten so gut wie selten zuvor. Sie verteidigten konsequent, und sechs Spieler punkteten zweistellig: Stanojevic, Vladimir Petrovic und Quadre Lollis erzielten 12 Punkte, die Spielmacher Demirel und DeJuan Collins je 15 Punkte und Topscorer Stefano Garris 23 Punkte. „Wir lassen uns nicht mehr so einfach aus der Bahn werfen und haben auch gar keine Zeit rumzuheulen, weil Rödl und Stanojevic weg sind“, sagte Demirel. Die Mannschaft hat sich an die ständig neuen Hiobsbotschaften gewöhnt.

Collins, mit 1.87 Metern einer der Kleinsten auf dem Feld, holte wie Lollis neun Rebounds. Garris unterhielt das Publikum, als er nach einem Korb spektakulär am Ring baumelte. Alba hatte Zeit für ein bisschen Show. Selbst die Nachwuchsspieler Guido Grünheid und Heiko Schaffartzik kamen zum Einsatz. Einer rannte für den anderen – Kevin Rankin hatte bei seiner Einwechslung nicht einmal Zeit, seinen Kaugummi loszuwerden. Schon im Spiel, klebte er ihn wenig später neben der Bande auf den Boden.

„In den letzten Minuten hatte man den Eindruck, als würde da ein Fünft- oder Sechstligist spielen“, moserte Braunschweigs Trainer Ken Scalabroni und meinte sein eigenes Team. Die besten Distanzschützen der Liga trafen im ganzen Spiel nur sieben von 26 Dreipunktewürfen. Zwei Siege braucht Alba noch, um ins Finale einzuziehen. Doch vor der zweiten Partie in Braunschweig am Mittwoch warnt Mutapcic sein Team. Das erste Viertelfinalspiel gegen Frankfurt hatten die Berliner ähnlich souverän gewonnen, und sich erst in der fünften Begegnung durchgesetzt. Zumindest in einer Hinsicht kann Mutapcic aufatmen: Jovo Stanojevics Baby wird seinen Papa künftig zwar vom Schlafen, aber nicht vom Basketballspielen abhalten.

Helen Ruwald

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