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Sport: Zwölf Minuten Frustabbau

Vergeblich sucht Fredi Bobic in der Nationalmannschaft Ablenkung von Herthas Problemen

Berlin. Mit einem Schrei sank Fredi Bobic zu Boden. Physiotherapeut Peter Bentin eilte herbei und beugte sich mit sorgenvoller Miene über ihn. Minuten später gab es Entwarnung. Bobic stand schon wieder, rieb sich aber noch das lädierte Knie. „Ich hoffe, da bleibt nichts zurück. An dem Knie bin ich ja schon zweimal operiert worden“, sagte Bobic nach seinem Malheur beim Fußballtennis auf dem Trainingsplatz. Eine Netzverankerung im Boden war ihm zum Verhängnis geworden.

Nun wäre eine Verletzung genau das, was Bobic derzeit am ungelegensten käme. Schließlich will er mit Macht wieder in die Stammelf von Hertha BSC. Als er, der große Hoffnungsträger, im Juli vorigen Jahres zum Berliner Fußball-Bundesligisten kam, hätte er sich nicht träumen lassen, einmal nicht gesetzt zu sein. Doch in jüngster Zeit hat er bei seinem Trainer schlechte Karten. „Da waren ein paar gute Ansätze, aber das reicht mir nicht“, sagt Hans Meyer. Gegen Bayern München wurde Bobic erst nach 80 Minuten eingewechselt, zuletzt in Leverkusen durfte er erst nach 68 Minuten auflaufen. „Das ist schon frustrierend“, sagt der 32-Jährige, der in dieser auch für ihn so freudlosen Saison gerade mal vier Tore erzielt hat.

In Köln, beim Länderspiel, wollte er den Frust abbauen. „Abschalten, möglichst ein Tor schießen“, lautete seine Devise. Daraus wurde nichts. Teamchef Rudi Völler zog dem Herthaner mit Paul Freier einen Spieler vor, der eigentlich kein gelernter Stürmer ist. Zwölf Minuten vor Schluss wurde Bobic erlöst und durfte mit Kevin Kuranyi den Platz tauschen. Zu spät, um viel fürs angeknackste Selbstvertrauen zu tun. „Die Tage mit der Nationalmannschaft waren trotzdem wichtig für mich“, beharrt Bobic.

Ob sie ihm geholfen haben, Hans Meyer davon zu überzeugen, Bobic am Samstag gegen Hansa Rostock (15.30, Olympiastadion) von Anfang an aufzubieten, ist höchst fraglich. Gegen den FC Bayern und Leverkusen hat Meyer nur mit einer Sturmspitze spielen lassen, mit Nando Rafael. Der Angolaner ist nun (ebenso wie Josip Simunic) nach der fünften Gelben Karte gesperrt. Das könnte die Chance für Bobic sein, der auch schon vier Gelbe Karten kassierte. Es spricht viel dafür, dass sie es nicht ist.

Als Meyer gestern auf Giuseppe Reina angesprochen wurde, bestätigte er, dass dieser nach seinen Problemen mit dem Außenmeniskus einsatzfähig ist. Auf Nachfrage, ob er denn auch von Anfang an spielen werde, sagte Meyer: „Ja.“ Meyer zählt Reina zu Recht zu den wenigen Herthanern, die ihre Leistungen in den bisherigen Spielen des Frühjahrs gebracht haben. Da liegt es nahe, dass ihn der Trainer auch aufstellt.

Möglicherweise könnte er ihn auch im offensiven Mittelfeld aufstellen, sodass die Position der Sturmspitze noch zu vergeben wäre. Aber selbst dann wäre nicht sicher, dass Bobic seine Chance bekäme. Im Training hat sich Artur Wichniarek, bislang auch nicht gerade die Sturmoffenbarung, durch gute Leistungen empfohlen.

Bobic gibt jedoch nicht auf. „Ich bin Profi, und als solcher gehe ich immer davon aus, dass ich von Anfang an spiele“, sagt er. Die Zuversicht hätte in den letzten Wochen erhebliche Dämpfer erhalten können. Und da ist ja auch noch das lädierte Knie.

Klaus Rocca

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