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Der in Friedenau lebende Regisseur Malte Wirtz.

© Unfiltered Artists

Stockdunkel und kein Empfang: Berliner Regisseur Malte Wirtz über seinen neuen Film „Das Böse im Wald“

Der vielfach ausgezeichnete Regisseur erzählt im Gespräch mit dem Tagesspiegel, warum dieser Dreh selbst für die Crew Überraschungen bereithielt, was er für Reaktionen erwartet und was er als nächstes anpacken will.

Von Bao-My Nguyen

„Das Böse im Wald“ heißt der neue Film des Regisseurs Malte Wirtz, der in Friedenau lebt. Deutschlandfunk Kultur bezeichnete Wirtz als „deutsche Indie-Maschine“. Ein Gespräch, wieso die Idee der geplanten Liebeskomödie platzte und wie man trotz negativer Kritiken der Zuschauer*innen die Gelassenheit bewahrt.

Sie feiern am Donnerstag die Premiere in Ihrer Heimatstadt. Sind Sie nervös?
Ja, ja, ja. (lacht) Es ist ganz schlimm. Man wird ja älter und denkt, das lässt nach. Aber es wird nicht besser. Es ist immer wieder anders aufregend.

Das Genre Ihres neuen Films auch. Wie kam es dazu?
Der ist noch vor der Pandemie gedreht, 2019 im Herbst, da gab es noch gar nicht die Ahnung von der Krankheit. Das war ein super produktives Jahr. Und das ist auch ziemlich improvisiert und es war irgendwie auch noch nicht so ganz klar, worauf es hinausläuft.

Und das als Regisseur? Kann das gutgehen?
Ich kannte die Schauspieler und ich dachte, es könnte halt witzig sein, wenn man – ich mach meistens Beziehungskomödien – das mal nicht an so einem klassischen Setting mitten in der Stadt, sondern im Wald spielen lässt. Sodass es irgendwie nicht passt. Mir war noch der Stil nicht so ganz klar. In diesem Dreh haben wir uns wirklich verloren. Mitten tief im Wald, da war es stockdunkel, da hatte man keinen Empfang und keine Taschenlampe. Wir hatten nicht viel Ausrüstung. Und dann kam ich auf die Idee: Das ist eigentlich viel genialer und viel spannender, wenn wir einen Horrorfilm daraus machen.

Also ganz spontan von der geplanten Liebeskomödie dann der Schwenk zum Horrorfilm?
Ich kenne mich im Genre auch gar nicht so aus und ich bin auch eigentlich viel zu nervös. Ich glaube, ich war noch nie in einem Kino in einem Horrorfilm. Ich kann die gerade so am helllichten Tage gucken. Manche, die nicht zu gruselig sind. Mir wurde klar: Das wird auf jeden Fall gruseliger werden, wenn man das so macht.

Wie hat Ihre Filmcrew auf den plötzlichen Sinneswandel reagiert?
Ich glaube, die, die mit mir arbeiten, wissen schon, dass ich gerne Experimente mache. Ich habe ja letztes Jahr einen Stummfilm gedreht und ich spiele gerne mit der Form. Wir haben das jedes Mal selber auch superspannend empfunden. Wir haben etwa eine Woche gedreht. Jedes mal, als wir wieder aus dem Wald rauskamen, hat sich unser Herz so richtig beruhigt. Man kriegt wirklich ein bisschen Panik, jedenfalls ist es schon bedrückend. Aber es hat Spaß gemacht durch diesen Beruf. Es war so ein bisschen, wie wenn man als Zehnjähriger auf Klassenfahrt fährt: für uns alle ein bisschen wie ein kleines Abenteuer. Beim Testpublikum auch.

Wie haben die Ihren neuen Film aufgenommen?
Der Film lief auf 13 oder 14 Sneak Previews. Es ist ein witziges Phänomen passiert: Es sind einige Leute gegangen aus dem Film, die haben natürlich auch vielleicht nicht erwartet, in einen Horrorfilm geraten zu sein. Ich schätze, das liegt genau an dem, was ich probiert habe zu schaffen, dieses Authentische, diese „schrammelige“ Kamera. Viele schreiben dann: Das sieht ja aus wie bei so einem YouTube-Amateur. Aber das ist ja genau das. Dass einige gegangen sind: Das ist schon was Besonderes und das finde ich auch gut.

Natürlich will man ja am liebsten was machen, das alle toll finden, klar, alle wollen wir geliebt werden und Anerkennung.

Malte Wirtz

Echt? Ist das die Reaktion, die Sie erzeugen möchten?
Mein Urding ist eigentlich, dass ich immer Leute zum Lachen bringen will. Das ist der erste Horrorfilm, den ich gemacht habe, und es hat mir großen Spaß gemacht. Erschrecken und zum Lachen bringen sind manchmal ähnlich. Wahrscheinlich belüge ich mich selber, aber ich glaube, ich kann damit leben, wenn manche das wirklich überhaupt nicht mögen, aber andere das total cool finden. Der Film wird polarisieren und manche werden sagen: Das ist ein Amateurfilm. Ich bin gespannt auf die Reaktion der Leute, darauf freue ich mich am meisten. Natürlich will man ja am liebsten was machen, das alle toll finden, klar, alle wollen wir geliebt werden und Anerkennung. Paradoxerweise sind immer die, die was nicht mögen, viel lauter als die anderen. Manchmal überschattet dies viel. Aber ja, ich bin ganz zufrieden bis jetzt.

Da frage ich Sie als gestandener Regisseur: Kommt die Gelassenheit bei den eigenen Arbeiten mit dem Alter oder mit der Arbeitserfahrung?
Das ist eigentlich echt eine wichtige Sache. Man wird ja immer irgendwie beeinflusst. Ich habe natürlich auch trotzdem Sorge, wenn ganz viele Leute sagen, das ist blöd, dass es leichter für andere Leute ist, das auch zu sagen. Ich bin selber gespannt: Ich habe den auch noch nicht im Kino gesehen. Aber der Film hat so eine Reaktion hervorgerufen bei den Leuten, das wird schon, der wird schon gut sein. Vielleicht ist es wirklich eine Mischung zwischen Älterwerden und einfach ein bisschen gefestigter zu sein.

Zu guter Letzt: Der Film spielt im Königsforst, einem riesigen Wald in Köln. Polemisch gefragt: Warum nicht im Grunewald?
Da wäre wirklich noch was in die Luft gegangen im Grunewald, oder? (lacht) Ich habe ja auch längere Zeit in Köln gelebt und ein befreundeter Kameramann ist in Köln. Der Film fühlt sich überhaupt nicht nach irgendeiner Stadt an. Keiner wird diesen Wald erkennen. Wenn man so was Gruseliges dreht: Ich werde auf jeden Fall mal was in Brandenburg machen müssen. Das ist sehr geeignet dafür. Das nächste Ding, den nächsten Film werde ich wieder hier in Berlin machen. Ich schwöre.

Die Premiere des Films läuft am Donnerstagabend im Babylon Kino an und geht dann deutschlandweit an den Start.

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