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Der Solterra ist das erste rein elektrische Auto der Marke – mit bis zu 466 Kilometer Reichweite.

© Rainer Ruthe

Subaru Solterra, SVX und BRZ: Fast immer mit Allrad

Das japanische Automobil-Unternehmen überrascht seit 70 Jahren noch immer mit Modellen, die anders als die Konkurrenz sind.

Am 15. Juli 1953 wurde in Japan Industriegeschichte geschrieben. Da schlossen sich fünf  Technologieunternehmen unter dem Dach des neu gegründeten Konzerns Fuji Heavy Industries Ltd (FHI) zusammen. Darunter eine Firma der Luftfahrtindustrie, deren Wurzeln bis ins Jahr 1917 zurückreichen. Es ist die neu gegründete Automobilsparte Subaru, die sich zum heute weltweit größten Hersteller von allradgetriebenen Pkw entwickelt hat. Heute firmiert die ehemalige Fuji Heavy Industries Ltd. als Subaru Corporation; die Umbenennung erfolgte 2017.

Auf dem deutschen Markt ist Subaru seit 1954 aktiv, hierzulande allerdings ein Nischenanbieter. Doch die Japaner haben eine feste Gemeinde. Und Subaru hegt sein Außenseiter-Image ganz bewusst vor dem Hintergrund, dass man gegen die Volumenhersteller ohnehin nicht ankommt. So konzentriert man sich darauf, ein attraktives Paket für all jene Kunden zu schnüren, die etwas Besonderes besitzen wollen, und die um die bekannte Zuverlässigkeit der Autos mit den sechs Sternen wissen. Ein Subaru begeistert weniger mit sportlichen Fahranlagen, sondern eher mit Langlebigkeit. Das ist für viele Kunden dieser Marke das alles entscheidende Kaufargument. Auch auf deutschen Straßen sind betagtere Modelle mit Laufleistungen von mehr als 250.000 bis 300.000 Kilometern keine Seltenheit.

Vollgarantie bis 160.000 Kilometer

Die Japaner vertrauen ihrer Technik so sehr, dass sie ein beispielhaftes Garantiepaket anbieten: bis zu acht Jahre Vollgarantie bis 160.000 Kilometer, fünf Jahre Schutzbriefversprechen bis 160.000 Kilometer sowie seit Juli 2023 nun drei Jahre Garantie auf Original-Ersatzteile und Zubehör. Übrigens sind Subaru-Fahrer mit dem Auto und mit dem Werkstattservice am meisten zufrieden.

Bis heute wurden über 23 Millionen Modelle mit Allradantrieb produziert, damit ist Subaru mit deutlichem Vorsprung weltweit erfolgreichster Hersteller von Allrad-Pkw. Wir haben im Folgenden drei wichtige Modelle für Kurztests ausgewählt, weil diese sich durch Besonderheiten auszeichnen.

Solterra – die Zukunft

Der Solterra leitet bei Subaru eine neue Ära ein: Er ist das erste rein elektrische Auto der Marke. Ein waschechter Subaru ist der Solterra allerdings nicht: Er wurde gemeinsam mit Toyota entwickelt und ist weitestgehend baugleich mit dem Toyota bZ4X. Im Gegensatz zum Toyota gibt es den Subaru jedoch ausschließlich mit Allradantrieb. Das gehört zu seiner DNA. Doch es handelt sich nicht mehr um den bekannten symmetrischen Allradantrieb, wo alle Hauptkomponenten, vom Motor über das Getriebe und den Achsantrieb bis zum hinteren Differenzial in einer Linie angeordnet sind, also seitlich völlig symmetrisch. Das ergibt einen gleichmäßigen Antriebsfluss, der frei ist von störenden Einwirkungen, was zu einer höheren Fahrstabilität führt.

Der „neue“ Allradantrieb wird über zwei Elektromotoren mit jeweils 109 PS per elektronischer Steuerung realisiert. Die Systemleistung beträgt 218 PS. Da wo sich im Verbrenner-Zeitalter bei Subaru die Kardanwelle befand, sitzt nun als Herzstück eines Elektroautos der Akku tief im Wagenboden und sorgt so für einen niedrigen Schwerpunkt und gute Stabilität. Hier steht der Japaner gut im Saft: Mit der 71,4-kWh-Batterie verspricht Subaru eine Reichweite von 416 (mit Ausstattung Platinum Plus) bis 466 Kilometern (Comfort) nach der WLTP-Norm. Die Fahrleistungen liegen auf dem Niveau dieser Klasse: Null bis Tempo 100 in 6,9 Sekunden, und eine Spitze von 160 km/h.

Weit oben platziertes Fahrerdisplay

Mit 4,69 Meter ist der SUV-Crossover so lang wie ein Kombi der Mittelklasse. Mit 1,65 Meter überragt er einen solchen in der Höhe deutlich. Dank stattlicher 20-Zoll-Räder, Robustheit versprechende Plastikverkleidungen und extrem kantiger Form hebt sich dieser Subaru auffällig von anderen E-Autos dieser Klasse ab. Da haben die Designer Mut gezeigt.

Beim Solterra mit dem Cockpit im Stil einer Flugzeugkanzel fällt das weit oben platzierte Fahrer-Display auf.

© Rainer Ruthe

Und auch da bleiben sich die traditionsbewussten Japaner treu. Während andere deutsche Elektro-SUVs mit übertrieben straff abgestimmten Fahrwerken negativ auffallen, wartet der Zweitonner Solterra auch ohne adaptive Dämpferregelung dank eines harmonisch abgestimmten Standardfahrwerks mit einem langstreckentauglichen Federungskomfort auf.

Beim Blick auf das Cockpit im Stil einer Flugzeugkanzel fällt das weit oben platzierte Display auf, so wie es bei Peugeot schon seit Jahren üblich ist. Allerdings ist der freie-Blick-über-das-Lenkrad nicht für jeden Fahrer optimal, da man das mit Tasten überladene Lenkrad für eine wirklich freie Sicht auf das Kombiinstrument ungewohnt weit nach unten verstellen muss. So liegt es förmlich auf den Knien. Da muss jeder selbst testen, ob das in seinem speziellen Fall funktioniert. Mit meinen 1,70 Meter hatte ich keine Probleme.

Der Solterra startet in der Basisversion Comfort mit 58.490 Euro, und bereits da ist er ordentlich ausgestattet. Nahezu alles an Bord hat die Top-Version Platinum Plus – für allerdings heftige 61.990 Euro. Und wie geht es weiter? 2024 wird für den Solterra endlich das dreiphasige Laden eingeführt, um das Wechselstrom-Laden an den heimischen Wallboxen zu verkürzen. Bis 2026 sollen laut Volker Dannath vier neue vollelektrische Modelle auf den Markt kommen. Welche? Das verrät der der Subaru Geschäftsführer allerdings noch nicht.

SVX - der Meistverkaufte

Vorab: Das Kürzel steht nicht für die römische Zahl 15, sondern für SUV Vehicle (plus X für Allrad). Rund 40 Prozent aller hierzulande verkauften Subaru sind XV. Damit ist er das meistverkaufte Modell der Marke; knapp vor dem Forester. Weil der XV ein paar Zentimeter niedriger ist als der VW Tiguan, aber mit (22!) Zentimeter eine viel größere Bodenfreiheit als dieser hat, wirkt der 4,49 Meter lange Japaner graziler als der gleich lange Deutsche.

Der Subaru ist der Gegenpol zu den weichgespülten modischen SUV, die nur so aussehen, aber schon in leichterem Gelände kapitulieren. Der serienmäßig allradgetriebene XV kann nicht nur Gelände, er packt es auch. Damit hat er in dieser Kompakt-SUV-Klasse ein Alleinstellungsmerkmal. Mit einem Basispreis von 32.990 Euro für den mit Hybridtechnik ausgerüsteten XV 2.0ie gehört er zu den günstigsten serienmäßigen Allradlern. Technisch gesehen ist der XV quasi ein kleinerer Forester. Und der SVX ist, auf den Punkt gebracht, nicht nur der auffälligere Tiguan, sondern obendrein auch 10.000 Euro günstiger als dieser.

Jetzt mit Frontradar

Die Besonderheit der neuen Generation des SUV? Sie hat stets das spezielle weiterentwickelte Fahrerassistenzsystem Eyesight an Bord, das um ein Frontradar ergänzt wurde. Wie ein zweites Augenpaar überwachen die links und rechts des Innenspiegels angebrachten beiden Objektive der Stereokamera das Geschehen auf der Straße, indem sie dreidimensionale Farbbilder aufnehmen und diese mit einer ausgeklügelten Bilderkennung verarbeiten. Indem das System anhand der Bilder die Form, die Geschwindigkeit und den Abstand ermittelt, kann es Autos, Motorräder, Fahrräder und sogar Fußgänger erkennen. Sobald EyeSight eine Gefahr sieht, warnt das System den Fahrer und betätigt im Bedarfsfall sogar automatisch die Bremse, um einen Unfall zu verhindern.

Der Crosstrek, die nächste Generation des bisherigen SVX, kommt mit umfangreichen Änderungen an Front und Heck.

© Rainer Ruthe

Auch Subaru kommt an der neuen Zeit nicht vorbei. So hat der überarbeitete XV 2.Oie (der heißt wirklich so!) einen 17 PS starken Elektromotor bekommen, der den 150-PS-Sauger unterstützt. Das bringt etwas, aber nicht viel. Der Verbrauch soll sich um 0,4 Liter pro 100 Kilometer verringern. Im Kurztest brauchten wir knapp acht Liter. Dafür gefällt der Boxer mit seiner hohen Laufkultur. Denn er erzeugt nämlich wegen der horizontal gegenüberliegenden Kolben weniger Vibrationen als ein gewöhnlicher Reihenvierzylinder. Die Beschleunigung ist schön linear, aber nicht übermäßig druckvoll.

XV heißt nun Crosstrek

Den Subaru XV wird es 2024 allerdings nicht mehr geben. Wenn die dritte Generation am 27. Januar 2024 in Deutschland startet, heißt der XV dann Crosstrek. Der Neue bekommt umfangreiche Änderungen an Front und Heck. Mit schmalen Scheinwerfern, tiefer liegendem Kühlergrill und den einen Bogen beschreibenden Rückleuchten orientiert sich die Formensprache des Crosstrek am Flaggschiff der Marke, dem Subaru Outback. Den Antrieb übernimmt der Crosstrek vom XV, der jedoch stark überarbeitet worden ist.

Wegen einer aufwendigeren Abgasreinigung blieben 14 PS auf der Strecke. 136 PS und 182 Newtonmeter Drehmoment liefert jetzt der Benzindirekteinspritzer, der von einem in der Lineartronic integrierten E-Motor unterstützt wird. Der Sprint auf Tempo 100 verlängert sich auf 10,8 Sekunden, maximal sind 198 km/h möglich. Sparwunder bleiben aus. Der Werksverbrauch wird mit 7,7 Liter Super auf 100 Kilometer angegeben. Der 114 PS starke 1.6i ohne Mild- Elektrifizierung ist aus dem Programm geflogen.

Mit der neuen Lenkung von Bosch soll der Crosstrek handlicher werden und agiler in Kurven fahren. Auch Geräuschniveau und Fahrkomfort sollen laut Subaru besser geworden sein. Subaru ruft für den Crosstrek mindestens 34.790 Euro auf, 1800 Euro mehr als beim XV.

BRZ - der Elitäre

Der Subaru BRZ bricht aus der Tradition der Japaner aus: Er hat nicht den sonst unverzichtbaren Allradantrieb sondern „nur“ eine hinten angetriebene Achse. Es hat ziemlich lange gedauert, bis Subaru sich dazu durchringen konnte, den BRZ der zweiten Generation im März 2023 auch nach Deutschland zu bringen. Ein bisschen erinnert dieser Subaru an einen geschrumpften Jaguar F-Type. Unter der langen Haube sitzt der neu entwickelte 2,4-Liter-Vierzylinder-Sauger, der 234 PS und ein maximales Drehmoment von 250 Newtonmeter bei 3.700 Umdrehungen entwickelt. Wer ein leicht zu beherrschendes Automobil für den Spieltrieb sucht, macht mit dem ab 38.990 Euro teuren BRZ alles richtig.

Der Sportwagen BRZ ist eines des letzten Autos, das analoge Fahrfreude der althergebrachten Art vermittelt

© Rainer Ruthe

Der Sportwagen ist eine Gemeinschaftsentwicklung mit Toyota und somit baugleich mit dem GR86. Wie jener ist der Subaru eines des letzten Autos, das analoge Fahrfreude der althergebrachten Art vermittelt. Wer braucht für echten Fahrspaß schon ein hochtechnisiertes und teures Sportgerät mit Hunderten von PS, wenn man wie hier ein rustikales Schaltgetriebe, einen soundstarken Saugmotor, Hinterradantrieb, ungefilterten Vortrieb und geringes Gewicht auf der Habenseite vorzuweisen hat. Alles Komponenten für echten Fahrspaß, den man bei anderen tonnenschweren „Sportwagen“ so nicht mehr findet.

Der BRZ zelebriert im Innenraum das Sportwagen-Feeling.

© Rainer Ruthe

Der einspritzende Vierzylinder ist fühlbar kräftiger geworden. Dass der BRZ im Alltag so erstaunlich potent wirkt, liegt an der pfiffigen Abstimmung der Gaspedalkonfiguration. Die spricht auf der ersten Hälfte des Pedalwegs stärker an. So legt der nicht einmal 1,3 Tonnen schwere BRZ schon bei sanftem Pedaldruck bemerkenswert flott los. Die Post geht ab und der Puls schnellt hoch. So geht Sportwagen!

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