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Brandenburg: Als Schinkel auf den DDR-Index kam

Im Schinkeljahr 1981 gab es um das Schloss Neuhardenberg große Aufregung. Der Ort hieß damals noch Marxwalde, obwohl weder er noch das Schloss derer von Hardenberg je etwas mit Karl Marx zu tun hatten.

Im Schinkeljahr 1981 gab es um das Schloss Neuhardenberg große Aufregung. Der Ort hieß damals noch Marxwalde, obwohl weder er noch das Schloss derer von Hardenberg je etwas mit Karl Marx zu tun hatten. Als in der „Aktuellen Kamera“ ein Bericht zum 200. Geburtstag von Karl Friedrich Schinkel lief, wurde auch über die Restaurierung des Schlosses berichtet. Das hatte fatale Folgen, denn Günter Mittag, der damalige Wirtschaftslenker im SED-Politbüro und nach Honecker und Mielke der drittmächtigste Mann in der DDR, glaubte zu wissen, dass die Maßnahmen nicht genehmigt waren. Das ganze Schloss sei ein „Schwarzbau“, wurde dem damaligen Institut für Denkmalpflege der DDR beschieden. Eine Untersuchungskommission setzte sich in Marsch. Sie sollte Beweise für die illegale Verwendung von Geld und Material sammeln. Gefunden hat die Kommission natürlich nichts – und die Arbeiten wurden in aller Stille weitergeführt. Die Angelegenheit hatte aber die Folge, dass über die Agitationskommission im SED-Zentralkomitee, die die DDR-Medien streng überwachte und überall den Klassenfeind witterte, das Verbot ausgesprochen wurde, „bis auf weiteres“ über Denkmalschutz und -pflege zu berichten, von Ausnahmen abgesehen, die der SED-Führung in den Kram passten. Ähnlich ging es übrigens auch dem Pferdesport und der Marmeladenindustrie, die ebenfalls auf den Index gesetzt wurden, weil es weder Hafer noch Zucker gab. Mit allerlei Tricks konnten die Verbote unterlaufen werden. So gelang es später, gelegentlich in den DDR-Medien auch über die Maßnahmen in Neuhardenberg zu berichten, was aber immer mit Magendrücken verbunden war. casp

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