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Brandenburg: An der Oder wachsen die Deiche schneller Aber das große Umdenken hat es bei den Politikern

Von Thorsten Metzner Potsdam. Die Sanierung der Deiche im vom Hochwasser besonders bedrohten Oderbruch wird „spätestens im Jahr 2004“, im Gesamtverlauf des brandenburgischen Oderabschnitts „im Jahr 2007“ abgeschlossen sein.

Von Thorsten Metzner

Potsdam. Die Sanierung der Deiche im vom Hochwasser besonders bedrohten Oderbruch wird „spätestens im Jahr 2004“, im Gesamtverlauf des brandenburgischen Oderabschnitts „im Jahr 2007“ abgeschlossen sein. Das versicherte Matthias Freude, Präsident des Landesumweltamtes, am Freitag in Potsdam. Im Jahr 2004 soll mit dem Sophienthaler Polder nahe Bad Freienwalde die erste Überflutungsfläche im Land eingerichtet werden. Zurückhaltend äußerte sich der Präsident darüber, ob das Jahrhunderthochwasser 1997 zu einem Umdenken und zu mehr Zurückhaltung beim Ausbau von Wasserwegen geführt habe. „Am Rhein ist man mit diesem Umdenken ein Stückchen weiter.“

Freude verwies darauf, dass seit dem Oderhochwasser im Jahr 1997 bereits 97,4 Kilometer Deiche erneuert worden sind. In den alten Bundesländern würden „von Planungsbeginn bis zum ersten Spatenstich“ bei Deichprogrammen „zwischen vier und sieben Jahren vergehen.“

Freude verwahrte sich in diesem Zusammenhang gegen Vorwürfe aus der CDU, dass die Brandenburger Umweltverwaltung das Oderbruch fünf Jahre nach dem Hochwasser im Stich lasse. In einer außergewöhnlich scharf formulierten Pressemitteilung hatte der CDU-Landtagsabgeordnete Dierk Homeyer, zugleich parlamentarischer Geschäftsführer der Union, dem von SPD-Ressortchef Wolfgang Birthler geführten Agrar- und Umweltministerium „Versagen“ und „Unfähigkeit“ vorgeworfen. Das Ressort vernachlässige den Unterhalt der Gewässer hinter den Deichen (zumeist Meliorationsgräben), so dass Niederschlagswasser nicht abfließe und Wiesen überschwemmt seien, so Homeyer. Das Birthler-Ministerium „füttere lieber eine unverändert hohe Zahl an Beamten und Angestellten im Landesumweltamt“ durch. In der Sache seien die „Vorwürfe völlig unberechtigt“, konterte Freude: Das Personal des Landesumweltamtes sei seit 1994 von 1600 auf 918 reduziert worden. Für den Gewässerunterhalt erhalte der Wasser- und Bodenverband im Oderbruch mit 10 Prozent des Landesetats „deutlich mehr als alle anderen Regionen.“ Und mit dem Problem durchnässter Wiesen nach den überdurchschnittlich hohen Niederschlägen vom Frühjahr seien das Havelland und andere Gegenden Brandenburgs genauso betroffen.

Bei dem Jahrhunderthochwasser 1997 war in Brandenburg ein Schaden von 650 Millionen Mark entstanden. Von den insgesamt 168 Kilometer Deichen an der Oder mussten 160 Kilometer saniert werden. Freude betonte, dass die Deiche nicht nur um 30 bis 120 Zentimeter erhöht würden. Vielmehr würde am Fuße eine Kieselschicht eingebaut, um einen Abfluss des Wassers zu sichern. Dadurch seien die Bewohner nun besser geschützt. Nach dem sechswöchigen Hochwasser vor fünf Jahren waren die Deiche schließlich so durchnässt, dass sie instabil „wie Wackelpudding“ gewesen sein, so der Umweltamtspräsident. „Das wird nicht mehr der Fall sein.“ Zugleich machte Freude keinen Hehl daraus, dass sich das Deichprogramm schwierig gestaltete: So waren bei den Arbeiten beispielsweise 135 Kriegstote und jede Menge Munition gefunden worden, teilte Freude mit. Zum Teil seien „ganze Geschütze ausgegraben worden – mit den Skeletten jener, die sie einst bedienten.“

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