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Brandenburg: Armee übernimmt Kommando

Heute kommt der Flutscheitel nach Wittenberge. Es wird „schwieriger“, sagt Platzeck

In der Prignitz hat jetzt die Bundeswehr das Kommando über den Hochwassereinsatz – auf dem am meisten gefährdeten Abschnitt zwischen Cumlosen und Lenzen. Das haben Ministerpräsident Matthias Platzeck und Innenminister Jörg Schönbohm in Abstimmung mit dem Krisenstab des Prignitz-Landkreises am Dienstag entschieden. Platzeck begründete dies damit, dass die Situation an den Prignitz-Deichen „schwieriger wird“, die Führung aller Einsatzkräfte durch die Bundeswehr sich jedoch schon beim Oderhochwasser bewährt habe.

In der Nacht zuvor soll es ein Kompetenzgerangel zwischen Krisenstab, Technischem Hilfswerk und anderen Kräften gegeben haben. Schönbohm wies zudem darauf hin, dass der 40 Kilometer lange Abschnitt nördlich von Wittenberge schwer zugänglich sei. „Dort muss ständig kontrolliert und sofort reagiert werden, wenn Sickerstellen festgestellt werden." Nachdem die Havel-Wehre bei Quitzöbel Dienstagabend geöffnet und Haveldeiche gesprengt wurden, fließt Elbwasser in fünf Polder des Havellandes ab. Die Rechnung ging auf: Der Pegel in Wittenberge sank gestern bis zum frühen Abend auf 7,17 Meter. Die Deichkrone ist 8,45 Meter hoch. Heute wird der Flutscheitel in Wittenberge erwartet – und zwar mit einer Höhe von unter 7,50 Meter. Trotzdem müssten die Deiche noch „zehn bis zwölf Tage“ einer „ungeheuren Belastung“ standhalten.

Schönbohm nannte die Entscheidung zur Entlastung der Prignitz richtig: „Lieber einen kontrollierten Wasserabfluss als einen unkontrollierten Dammbruch.“ Im Havelland seien keine Orte gefährdet. Für die Unruhe und Informationsdefizite in der dortigen Bevölkerung machte Schönbohm das Landratsamt verantwortlich. Dort wisse man seit Tagen, dass möglicherweise Polder geflutet werden müssen.“

An der Elbe werden die Deiche nicht mehr erhöht, sondern gesichert. Schon jetzt gebe es Sickerstellen. Schönbohm kündigte an, dass die Bäume auf den Deichen gekappt werden. Da der Boden zunehmend aufweicht, würden sie sonst bei Wind umstürzen und mit ihren Wurzeln die Deiche aufreißen.

In der Prignitz wurden 37 Orte bereits evakuiert, 3000 Menschen sind davon betroffen. Die Evakuierung weiterer 8000 Menschen ist nach Angaben des Krisenstabes vorbereitet. Schönbohm wies darauf hin, dass für den laufenden Hochwassereinsatz in der Prignitz, aber auch für die nötigen Aufräumarbeiten danach weitere Helfer benötigt werden. „Freiwillige sind willkommen“, sagte er. Derzeit werde geprüft, arbeitslose Feuerwehrleute auf freiwilliger Basis zu rekrutieren– als „eine Art ABM". Nach vorsichtigenSchätzungen des Feuerwehrverbandes ist jeder Zehnte der insgesamt 50000 Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren Brandenburgs arbeitslos. . Thorsten Metzner

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