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Gegendemonstranten protestieren gegen den Nazi-Aufmarsch in Cottbus.

© dapd

Aufmarsch und Protest: Neonazis marschierten durch Cottbus

Rund 230 Rechtsextreme sind am Dienstagabend anlässlich der Bombardierung der Stadt im Februar 1945 durch Cottbus marschiert. Mehr als 1000 Menschen versammelten sich zu mehreren Gegenkundgebungen.

Mit einer Mahn- und Gedenkveranstaltung hat Cottbus am Dienstagabend der Opfer des amerikanischen Bombenangriffs vor 66 Jahren gedacht und gleichzeitig lautstark mit Trillerpfeifen gegen einen NPD-Marsch protestiert. Unter dem Motto "Cottbus - kein Ort für Nazis" versammelten sich nach Veranstalterangaben über 1.000 Demonstranten an der 1945 zerstörten und später wieder aufgebauten Lutherkirche. Mit Glockengeläut, einem Friedensgebet sowie einer Schweigeminute wurde der über 1.000 Todesopfer des Bombenangriffs vom 15. Februar 1945 gedacht.

Bei dem Inferno auf dem Bahnhof und in der Cottbuser Südstadt wurden innerhalb von 30 Minuten mehr als 350 Häuser zerstört. Über 13.000 Menschen wurden obdachlos. Unter den Todesopfern waren zahlreiche weibliche politische Gefangene des Naziregimes, die dem Bombenhagel im Zuchthaus Cottbus schutzlos ausgeliefert waren.

Als der mit Auflagen genehmigte NPD-Marsch mit rund 230 Teilnehmern den Ort der Gedenkveranstaltung an der Lutherkirche erreichte, kam es zu mehreren Sitzblockaden, sagte am Abend Polizeisprecher Berndt Fleischer. Mehrere Hundert Anhänger des Cottbuser Aktionsbündnisses "Cottbus - Nazifrei" setzten sich in Gruppen auf die Thiemstraße und blockierten für längere Zeit den Weitermarsch der Rechtsextremen. Mit Transparenten wie "Bunt statt Braun" und Rufen wie "Nazis raus" und "No Passaran" ("Sie kommen nicht durch") demonstrierten sie friedlich gegen den Nazi-Aufmarsch.

Die Polizei habe bei dem Großeinsatz die Sitzblockaden mit erheblichen Einsatzkräften aufgelöst und so eine Eskalation der Gewalt verhindert. Verletzte habe es nicht gegeben. "Wir stellen uns entschieden dagegen, dass unser Gedenken an die Opfer missbraucht wird", sagte die Sprecherin des Aktionsbündnisses "Cottbuser Aufbruch" und designierte Brandenburger Bildungsministerin Martina Münch (SPD) zu Beginn der Gedenkveranstaltung. Man dürfe nicht zulassen, dass alte und neue Nazis versuchen, die Geschichte zu verfälschen und für sich zu instrumentalisieren. Für sie sei allerdings eine Sitzblockade nicht der richtige Anlass an diesem Gedenktag. (dapd)

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