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Brandenburg: Bildung: "Schluss mit der Abwerbung"

Bildungsminister Steffen Reiche und sein Amtskollege Klaus Böger (beide SPD) unterzeichneten Ende Januar eine Vereinbarung gegen die Abwanderung märkischer Lehrer nach Berlin. Trotzdem haben seitdem rund fünfzig Pädagogen den märkischen Schuldienst quittiert und besser bezahlte Stellen im Nachbarland angenommen.

Bildungsminister Steffen Reiche und sein Amtskollege Klaus Böger (beide SPD) unterzeichneten Ende Januar eine Vereinbarung gegen die Abwanderung märkischer Lehrer nach Berlin. Trotzdem haben seitdem rund fünfzig Pädagogen den märkischen Schuldienst quittiert und besser bezahlte Stellen im Nachbarland angenommen. Nach den Winterferien kam es an einigen Schulen im Speckgürtel deshalb sogar zu Unterrichtsausfällen. Thorsten Metzner sprach darüber mit Minister Reiche.

Herr Reiche, ist die Vereinbarung mit Berlin überhaupt ihr Papier wert?

Die jüngsten Turbulenzen sind zwar ärgerlich. Aber die Vereinbarung ist erst nach den Winterferien in Kraft getreten. Damit muss jetzt aber Schluss sein. Berlin muss sich daran halten. Es kann nicht sein, dass die Kontinuitität des Unterrichts für Brandenburger Schüler gefährdet wird, um diese für Berliner Schüler zu sichern.

Berlin und Brandenburg sind eine Region. Sind solche Restriktionen überhaupt sinnvoll?

Auch die Vereinbarung schließt nicht aus, dass Brandenburger Lehrer in den Berliner Schuldienst wechseln können: Allerdings ist dies nur noch zum Schuljahresende möglich. Es werden also in den Sommerferien weitere Lehrer nach Berlin gehen.

Was nützt das Abkommen, wenn es lediglich die Abwanderung verzögert?

Das hilft uns schon. Wenn der Übergang zum Schuljahresende erfolgt, so dass sich alle Beteiligten rechtzeitig darauf einstellen können, kann dies vielleicht sogar ein Problem lindern helfen: In Brandenburg gibt es zurzeit 27 200 Lehrer, die sich 24 800 Stellen teilen. Aber wie gesagt: Es darf nicht mitten im Schuljahr geschehen und keine Gefährdung der Kontinuität des Unterrichts in Brandenburg geben.

Wieviele Lehrer hat das Land bereits an Berlin verloren?

Allein in diesem Schuljahr sind es bereits 350 Lehrer. Das ist eine bedrückend hohe Zahl. Erschwerend kommt hinzu, dass es sich häufig um Lehrer in Mangelfächern, oft auch um junge Leistungsträger handelt.

Ist es nicht verständlich, wenn zwischen Lehrern in Berlin und Brandenburg ein Gehaltsgefälle von rund dreißig Prozent herrscht?

Sicher, die Berliner Abwerbung kann mit attraktiveren Vollzeitstellen und 100-Prozent-Westtarif locken. Ich habe kein Recht, diese Lehrer zu kritisieren. Mit einer Ausnahme: Die Art und Weise, wie mancher seine Schule verlässt, widerspricht dem Berufsethos.

Was meinen Sie damit?

Häufig werden Schulleitungen viel zu spät informiert. Da haben Lehrer zum Beispiel am Freitagnachmittag mitgeteilt, ab Montag nicht mehr zu erscheinen, und Kollegen um die Kontrolle von Klassenarbeiten gebeten. Das widerspricht den Arbeitsverträgen.

Sind da keine Sanktionen möglich?

Wir prüfen jetzt, ob wir einen Musterprozess führen. Allerdings wirklich nur für die Fälle, wo Lehrer ohne Beachtung der eigenen Kündigungsfrist ihren Vertrag mit dem Land quittiert haben.

Herr Reiche[ist die Vereinbarung mit Berlin &uuml]

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