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Brandenburg: „Chipfabrik-Pleite war vermeidbar“ Früherer Vorstandschef hatte schon Mitte 2002 Zweifel am Projekt

Die Pleite der Chipfabrik, die das Land Brandenburg und die Stadt Frankfurt (Oder) zusammen an die 100 Millionen Euro gekostet hat, wäre bei rechtzeitigem Umsteuern vermeidbar gewesen. Diese Ansicht vertrat am Donnerstag vor dem Untersuchungsausschuss des Landtages der erste Vorstandschef des Chip-Unternehmens Communicant AG, Klaus Wiemer.

Die Pleite der Chipfabrik, die das Land Brandenburg und die Stadt Frankfurt (Oder) zusammen an die 100 Millionen Euro gekostet hat, wäre bei rechtzeitigem Umsteuern vermeidbar gewesen. Diese Ansicht vertrat am Donnerstag vor dem Untersuchungsausschuss des Landtages der erste Vorstandschef des Chip-Unternehmens Communicant AG, Klaus Wiemer. Der Halbleiter-Experte hat mehrere Chipfabriken in Asien errichtet, bevor er Communicant mitgegründete. Bereits Mitte 2002 sei klar gewesen, „dass das Zeit- und Technologiefenster verpasst worden ist“, so Wiemer. Die Fabrik „hätte nur eine Chance gehabt, wenn die Produktion wie geplant 2003 aufgenommen worden wäre“.

Er sei im Mai 2002 als Vorstandschef zurückgetreten, weil der Hauptinvestor Dubai das für den zügigen Bau der Fabrik benötigte Eigenkapital nicht einzahlen wollte. Seine „massiven Zweifel“ an dem Projekt habe er damals dem bald darauf über einen privaten Millionen-Kredit eines Scheichs gestürzten Wirtschaftsminister Wolfgang Fürniß (CDU) und später dessen Nachfolger Ulrich Junghanns (CDU) mitgeteilt. In einem Schreiben an Junghanns vom Dezember 2002 forderte Wiemer, durch unabhängige Experten Geschäftsplanung und Technologiestand bei Communicant überprüfen zu lassen. Das ist jedoch nicht geschehen. Wiemer bekam nicht einmal eine Antwort von Junghanns. Des weiteren forderte Wiemer, Vorstandschef Abbas Ourmazd abzulösen, weil er nicht die nötige Geschäftserfahrung habe.

Wiemer warf der Landesregierung vor, „mit allen Mitteln versucht zu haben, das Projekt am Leben zu halten“, als dessen Tod immer wahrscheinlicher wurde. Nur mit anderem Konzept und anderer Mannschaft wäre es 2002 noch zu retten gewesen. Die Bundesregierung habe richtig entschieden, als sie Ende 2003 die Bürgschaft verweigerte. Kritisch beurteilten auch beteiligte Banken die Erfolgsaussichten: Es sei ein Fehler gewesen, das Projekt im Februar 2001 laut zu verkünden, obwohl entscheidende Fragen nicht geklärt waren, sagte Edgar Most von der Deutschen Bank. Nach dem Ausscheiden Wiemers seien die Bedenken international gewachsen. Dies habe er der Landesregierung mitgeteilt. Most machte für das Scheitern Fürniß und Ourmazd verantwortlich. Mario Messerschmidt von der Commerzbank sagte, man habe die Chancen „bestensfalls 50 zu 50“ gesehen.

Michael Mara

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