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Brandenburg: Die Gelassenheit der Verlierer

Luckenwalder feiern Niederlage gegen Nationalelf

Die Niederlage beginnt um 17.53 Uhr. Gerade einmal vier Minuten dauert das Freundschaftsspiel des FSV Luckenwalde 63 gegen die deutsche Nationalmannschaft in Mannheim, da fällt das erste Tor für Klinsmanns Elf. Auf dem Marktplatz in Luckenwalde hält sich das Entsetzen in Grenzen. Das „Spiel der Spiele" wird hier auf einer Großleinwand am Rathausturm übertragen. Ein paar hundert Luckenwalder sind gekommen, um ihre Mannen zu sehen. Knapp 3000 sitzen im Mannheimer Stadion und sorgen für Stimmung. Als eine Minute später das zweite Tor fällt, nehmen es die Luckenwalder mit Gelassenheit. Auf das große Wunder hat hier niemand gehofft.

„War ja nicht anders zu erwarten", sagt einer der Umstehenden. „Aber für unsere Jungs ist das Spiel das Größte" fügt er noch hinzu, bevor er zum Bierstand verschwindet. Derweil mühen sich die Luckenwalder Fußballer im gegnerischen Strafraum und zeigen für einen kurzen Moment, dass guter Fußball auch in der Provinz möglich ist. Doch dann kassieren sie das dritte und kurze Zeit später das vierte Tor. In Luckenwalde wird jetzt fast jede Aktion der heimischen Mannschaft bejubelt. Ob kurzer Ballbesitz der Stürmer oder passable Paraden des Schlussmannes, die Fans haben erkannt, dass hier die kleinen Gesten zählen, auch wenn sie noch so hilflos wirken.

In der Halbzeit gibt es nicht viel, was zu diskutieren wäre. Einige holen sich frisches Bier, nicht wenige flüchten vor den ohrenbetäubenden Musik. Dann brennt es an einem der Grillstände. Das ist für kurze Zeit interessanter als die zweite Halbzeit auf der Leinwand. Die Spieler des FSV schlagen sich derweil wacker mit müden Beinen und hochroten Köpfen. Mit dem Schlusspfiff stehen sieben Tore auf dem Konto der Nationalmannschaft, Null auf dem der Luckenwalder.

„Ein ordentliches Spiel haben die Jungs geliefert", sagt FSV-Vereinspräsident Rüdiger Riethdorf. Man dürfe den Unterschied von fünf Verbandsklassen nicht vergessen. Gefeiert wird trotzdem, spätestens bis Sonnabend. Dann spielt der FSV Luckenwalde 63 wieder auf heimischen Rasen. Gegen den Abstieg.

Dirk Becker

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