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Brandenburg: Ein Oberbürgermeister, der nicht nur für Cottbus spricht

Als er im Dezember 1989 überraschend zum Oberbürgermeister gewählt wurde, weinte seine Frau. Sie hatte Angst um ihren Mann, denn die Situation war schwierig: das Heizwerk hatte keine Kohle, das Krankenhaus keine Bettwäsche und niemand wusste, wie es mit der DDR weitergehen würde.

Als er im Dezember 1989 überraschend zum Oberbürgermeister gewählt wurde, weinte seine Frau. Sie hatte Angst um ihren Mann, denn die Situation war schwierig: das Heizwerk hatte keine Kohle, das Krankenhaus keine Bettwäsche und niemand wusste, wie es mit der DDR weitergehen würde. Kleinschmidt war 48 Jahre alt und bis dato für die DDR-CDU als Finanzdezernent der Stadt Cottbus tätig.

Er wurde ein Oberbürgermeister der Superlative – in mehrfacher Hinsicht. Wenige Tage nach seiner Wahl war er deutschlandweit bekannt – dank Karl Moik und einer kurzfristig nach Cottbus verlegten Sendung des „Musikantenstadl’s“.

Kleinschmidt nutzte die Popularität, hatte großen Anteil an der Gründung der Brandenburgischen Technischen Universität, holte gegen den Widerstand der Stadtverordneten die Bundesgartenschau nach Cottbus, entwickelte die Stadt zur ostdeutschen Vorzeige-Kommune.

Doch die Arbeitslosigkeit blieb unverändert hoch, der Strukturwandel in der Lausitz gelang nur unvollständig, die Unzufriedenheit in der Bevölkerung wuchs.

Die Stadt geriet durch negative Dinge in die Schlagzeilen: von Korruption war die Rede, von Stasi-Seilschaften und „mafiösen Zuständen“. Kleinschmidt, dem seine Gegner vor allem ein „allzu ausgeprägtes Harmoniebedürfnis“ vorwerfen, hatte schon vor Beginn der Affären beschlossen, nach zwei Amtsperioden nicht wieder für das Amt des Oberbürgermeisters zu kandidieren. Heute übergibt er die Amtsgeschäfte an seine Nachfolgerin Karin Rätzel, die einen Neuanfang im Cottbuser Rathaus verkündete.

Bei der Bundestagswahl im Herbst will Kleinschmidt versuchen, ein Direktmandat zu erringen. Das wäre für die SPD-dominierte Region eine Sensation.

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