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Brandenburg: Extrem verängstigt

Zeuge eines Neonazi-Angriffs kam nicht zum Prozess

Von Frank Jansen

Neuruppin - Der südamerikanische Zeuge kam bei dem Neonazi-Angriff physisch unverletzt davon, doch psychisch ist er schwer geschädigt. Am zweiten Tag im Prozess zum Überfall auf einen Inder in Prenzlau blieb der traumatisierte Kolumbianer gestern dem Landgericht Neuruppin fern, weil er laut Attest einer Psychiaterin nicht vernehmungsfähig ist. Der Zeuge hatte im April mit zwei weiteren Südamerikanern beobachtet, wie der Angeklagte Sebastian H. den Inder zu Boden schlug und trat. Dem mitangeklagten Michael H. wirft die Staatsanwaltschaft vor, er habe mit einer drohend erhobenen Flasche die Südamerikaner davon abgehalten, dem Inder beizustehen.

Der Kolumbianer leide unter Übelkeit, Erbrechen, heftigen Albträumen und habe Angst um seine Familie, teilte die Psychiaterin dem Gericht mit. Die Strafkammer will nun den Zeugen audiovisuell befragen. Außerdem wird ein weiteres Gutachten zu den Folgen der Verletzung des Inders eingeholt. Er sagt, sein rechtes Auge habe seit dem Angriff nur noch 20 Prozent Sehschärfe. Eine Rechtsmedizinerin hatte bei Prozessbeginn von einer „mittelschweren Gewalteinwirkung“ auf den Kopf des Inders gesprochen, aber einen Zusammenhang zwischen Tat und Sehschwäche bezweifelt.

Der Prozess, in dem für gestern das Urteil vorgesehen war, geht am 4. Dezember weiter. Die Kammer entließ Sebastian H., dem die Staatsanwaltschaft versuchten Mord vorwirft, gegen Auflagen aus der Untersuchungshaft. Frank Jansen

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