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Brandenburg: Farbiger Junge verprügelt: Anschuldigung des elfjährigen Jungen wahrscheinlich falsch

Der Fall des elfjährigen Jungen, der nach eigenen Angaben in Lauchhammer verprügelt wurde, konnte auch gestern nicht aufgeklärt werden. Die Polizei hat das dunkelhäutige Kind erneut befragt.

Von Frank Jansen

Der Fall des elfjährigen Jungen, der nach eigenen Angaben in Lauchhammer verprügelt wurde, konnte auch gestern nicht aufgeklärt werden. Die Polizei hat das dunkelhäutige Kind erneut befragt. Doch der Junge blieb bei seiner Darstellung, drei Männer hätten ihn am Freitagabend wegen seiner Hautfarbe geschlagen. Diese Version kann nach Ansicht des Polizeipräsidiums Cottbus nicht stimmen. Jeder der drei Angeschuldigten habe ein "wasserdichtes Alibi" und sich zur fraglichen Zeit nicht am Tatort befunden, sagte der Sprecher des Präsidiums, Berndt Fleischer. Die Männer waren festgenommen worden, kamen aber am Wochenende wieder frei. Sie sind laut Polizei bislang weder als Rechtsextremisten noch als "normale Kriminelle" aufgefallen. Es sei nicht auszuschließen, dass sich der Junge den Vorfall ausgedacht hat.

Nach den ersten Meldungen über einen mutmaßlich fremdenfeindlichen Angriff auf das Kind hatten Politiker öffentlich Empörung geäußert. Der stellvertretende Sprecher der Landesregierung sagte, die Tat sei an Feigheit und Niedertracht kaum zu überbieten. In einer Pressemitteilung verurteilte der CDU-Landtagsabgeordnete Ingo Senftleben "diesen brutalen Gewaltakt auf das Allerschärfste". Am gestrigen Montag sprach Senftleben dann mit den Eltern der drei jungen Männer, die von dem Elfjährigen offenbar zu Unrecht beschuldigt worden waren. Er habe den seelisch angegriffenen Familien seine Unterstützung zugesagt, berichtete Senftleben. In einer Gesprächsrunde mit Polizei und Stadtverwaltung von Lauchhammer solle über eine Wiedergutmachung nachgedacht werden. Senftleben betonte, er müsse sich trotz der nun bekannt gewordenen Zweifel für seine Pressemitteilung nicht entschuldigen. "Auch die Landesregierung hat bestürzt reagiert, obwohl sie mehr Erfahrung hat als ich mit meinen 26 Jahren."

Regierungssprecher Erhard Thomas räumte ein, "man muss manchmal genauer hingucken und mit einer dezidierten Stellungnahme warten". Kritik an den Äußerungen aus der Politik übte die Cottbuser Oberstaatsanwältin Petra Hertwig: "Ich hielte es für sinnvoller, dass sich Außenstehende erst dann zu einem Vorfall äußern, wenn feststeht, um welchen Sachverhalt es sich tatsächlich handelt."

Ein Kinderpsychologe soll nun mit dem Elfjährigen sprechen. Das Kind befand sich zwei Tage im Krankenhaus, allerdings nur zur Beobachtung. Der Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma bestätigte sich nicht.

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