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Brandenburg: Forßmann-Krankenhaus: Weiter Gerangel um die Führung

Das jahrelange Gerangel in der Führungsebene der Eberswalder Sozial- und Gesundheits-Holding (ESGH) hat ein weiteres prominentes Opfer gefunden: Dem Chefarzt des Werner-Forßmann-Krankenhauses, Jens-Uwe Klavehn, ist fristlos gekündigt worden. Der Aufsichtsrat der kommunalen Krankenhausgesellschaft beschloss die Entlassung bereits am Mittwoch voriger Woche.

Das jahrelange Gerangel in der Führungsebene der Eberswalder Sozial- und Gesundheits-Holding (ESGH) hat ein weiteres prominentes Opfer gefunden: Dem Chefarzt des Werner-Forßmann-Krankenhauses, Jens-Uwe Klavehn, ist fristlos gekündigt worden. Der Aufsichtsrat der kommunalen Krankenhausgesellschaft beschloss die Entlassung bereits am Mittwoch voriger Woche. Nach der Trennung von der kaufmännischen Geschäftsführerin Uta Mann im Jahr 1998 und der Entlassung des Chefsarztes der Urologie, Dietmar Schulz, im vergangenen Jahr ist dies der dritte spektakuläre Hinauswurf.

War Klavehn an der Beendigung der beiden anderen Arbeitsverhältnisse selbst noch maßgeblich beteiligt, traf ihn diesmal der Bannstrahl des Aufsichtsgremiuns. Keines der 15 Mitglieder votierte für den Verbleib des langjährigen ärztlichen Direktors und Geschäftsführers der Krankenhaus GmbH.

Der als ausgezeichneter Fachmann auf dem Gebiet der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie geltende Klavehn hat damit den seit mehr als einem Jahr tobenden Machtkampf innerhalb des Hauses verloren. Sein Widersacher, Bernd Grieger, war nach dem Abgang von Uta Mann als kaufmännischer Geschäftsführer bestellt worden. Er sollte die defizitäre Klinik im Zusammenhang mit der Kostendämpfung im Gesundheitswesen neu ausrichten. Über die strategischen Ziele gerieten Grieger und Klavehn immer öfter aneinander. Kienbaum-Unternehmensberater durchforsteten derweil die Kostenstruktur. Sie stellten fest, dass Klinikärzte in großem Stile Nebeneinnahmen einstrichen, die sie mit Hilfe personeller und apparativer Krankenhaus-Ausstattung - vor allem aus der Rettungsstelle - erzielten. Am 27. Oktober vergangenen Jahres setzte Krieger - der sein eigenes Verbleiben im Hause davon abhängig gemacht hatte - durch, dass Klavehn als gleichberechtigter ärztlicher Geschäftsführer des Hauses abberufen wurde.

Gegen den Stopp der Zahlung seiner Geschäftsführer-Bezüge ging Klavehn im April gerichtlich vor. Anfang Juli eskalierte die Situation. Am 5. dieses Monats folgte - bedingt durch das komplizierte Beschäftigungsverhältnis des leitenden Mediziners - der Abberufung von der Funktion auch die Kündigung des Geschäftsführervertrages. Exakt 14 Tage später entschloss sich der Aufsichtsrat zur fristlosen Kündigung des Arbeitsverhältnisses. Begründung: "Grobe Pflichtverletzungen". "Diesen Vorwurf weise ich energisch zurück", sagte Klavehn auf Anfrage. Er habe die Änderungen in seinem Dienstverhältnis nicht hinnehmen können. Mehr als die Bestätigung der Entlassung will Aufsichtsratsvorsitzender und Landrat Bodo Ihrke zu der Angelegenheit nicht verlauten lassen. "Wir möchten keine neuen Irritationen für das Haus."

Inoffiziell ist jedoch zu erfahren, dass der Aufsichtsrat nach einer Einigung gesucht habe, Klavehn das Verbleiben im Hause zu ermöglichen. Geschäftsführer Bernd Grieger hat sich einstweilen in den Urlaub abgemeldet. Das Werner-Forßmann-Krankenhaus, das wegen seiner tiefroten Zahlen schon eine Dauerfehde mit dem Betriebsrat um das Einfrieren der Beschäftigtenbezüge führt, hatte bereits wegen der Personalien Mann und Schulz Abfindungen in jeweils sechsstelliger Höhe zahlen müssen.

Axel F. Busse

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