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Freizeit: Unterwasser-Abenteuer im U-Boot für jedermann

Im Brandenburger Helenesee kann ab Freitag jeder Kapitän Nemo spielen: Ein Unterwasserclub bietet Fahrten mit dem Mini-U-Boot "Nemo 100" an. "Du bist mittendrin im Wasser, ohne nass zu werden, und hast dafür einen herrlichen Panoramablick", schwärmt einer der Entwickler des Unterwasser-Gefährts.

An Land wirkt der sportlich geschnittene "Nemo 100" schwerfällig und mit 1700 Kilogramm Gewicht nahezu unbeweglich. Unter Wasser aber soll das orangefarbene U-Boot wendig und sicher fahren. Das von zwei Propellermotoren angetriebene Gefährt beschert Fahrzeuginsassen angeblich ein völlig neues Unterwassergefühl. Am Freitag wird "Nemo 100" erstmals präsentiert und im Frankfurter Helenesee abtauchen.

"Du bist mittendrin im Wasser, ohne nass zu werden, und hast dafür einen herrlichen Panoramablick", schwärmt Thomas Breinig. Der 50-jährige Chef des Frankfurter Unterwasserclubs ist seit Jahren leidenschaftlicher Taucher und hat als Kameramann schon unzählige Unterwasseraufnahmen gemacht. Er gehört zu den drei Tüftlern, die das zweisitzige Sport-U-Boot in monatelanger Arbeit erschaffen haben. Breinig unternahm mit dem fast vier Meter langen Fahrzeug aus Kesselstahl auch die ersten Testfahrten. Nun liegt das orangefarbene Boot für den letzten Schliff auf einer Hebebühne in der Frankfurter Werkstatt der neu gegründeten Firma Nemo-Tauchtouristik.

100 Euro für eine halbe Stunde

Ab Freitag heißt es "Mit uns tauchen Sie ab" an der firmeneigenen U-Boot-Station am Helenesee. Dann können auch Laien ohne Taucheranzug Abenteuer unter Wasser erleben. Eine halbe Stunde kostet 100 Euro, die komplette Stunde 180 Euro. "Jeder darf bei uns Kapitän Nemo sein und durch Seen oder Meere kurven", sagt Jürgen Herrmann, neben Breinig und Lutz Cordts einer der drei Gründer der Frankfurter U-Boot-Firma. Die Gäste können seinen Angaben nach das Steuer beim Tauchgang selbst in die Hand nehmen. Eine Doppelsteuerung ähnlich der in Fahrschulwagen sorge dafür, dass ein mitfahrender U-Boot-Pilot jederzeit eingreifen könne.

Ursprünglich hatte die Tauchtouristik-Firma bereits Anfang des Sommers mit den speziellen Unterwasser-Exkursionen an der Frankfurter U-Boot-Station starten wollen. "Wir haben die Komplexität des U-Boot-Baus allerdings etwas unterschätzt", umschreibt Herrmann die Verzögerung. Man habe kaum Standardbauteile verwenden können und musste vieles neu entwickeln.

"Ein Großteil der Entwicklung war tatsächlich echte Handarbeit", erinnert sich Breinig. Beispielsweise habe man europaweit keinen kostengünstigen Hersteller für die Plexiglaskuppeln gefunden, die das Unterwassererlebnis im "Nemo 100" so einzigartig machen sollen. "Also haben wir selbst eine Verfahrensweise zur Herstellung gewölbter Acrylglasfenster entwickelt, die wir uns jetzt patentieren lassen", erzählt Herrmann.

Weihnachtstauchen in der Adventszeit

Dass ihr Gefährt mühelos per Auto-Anhänger zu transportieren ist, hält Herrmann für einen großen Wettbewerbsvorteil. "Man ist flexibel, fährt an einen See und setzt das Boot ein. Für vergleichbare Boote braucht man einen Kran und spezielle Transportmittel", sagt er.

Die Frankfurter Existenzgründer orientieren sich jetzt verstärkt auf den Verkauf der Boote. Denn die touristische U-Boot-Fahrsaison für dieses Jahr ist gelaufen. Für knapp 200.000 Euro ist das Basismodell zu bekommen, je nach Kundenwunsch können laut Breinig auch Navigationsgerät, Sonar oder zusätzliche Kommunikationstechnik eingebaut werden. Kaufanfragen gibt es nach Angaben Herrmanns bereits aus Berlin, Australien und den Vereinigten Arabischen Emiraten. Ab 2009 sollen in der Frankfurter Werkstatt monatlich fünf neue Sport-U-Boote gebaut, dafür 15 Arbeitsplätze geschaffen werden. Ein Industriemeister als Werkstattleiter ist schon eingestellt.

Für das diesjährige Weihnachtstauchen in der Adventszeit liegen der Firma bereits erste Anmeldungen vor: Firmen oder Familien können "Nemo 100" plus Fahrer dann auch für einen ganzen Tag mieten. Pünktlich zur Saison im nächsten Jahr soll eine U-Boot-Station der Frankfurter am Kulkwitzer See in Leipzig Touristen anlocken, eine weitere ist im Ostseebad Boltenhagen geplant. "Wir suchen zudem deutschlandweit noch Partner, die unsere Gefährte auf Lizenz-Basis an U-Boot-Stationen geeigneter Gewässer vermieten", sagt Herrmann.

Bernd Kluge[ddp]

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