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Brandenburg: Gesamtschule droht ab 2004 das Aus – wegen fehlender Schüler

Nur Gymnasien und Mittelschulen bleiben als Schultyp erhalten

Potsdam. Die Brandenburger Schullandschaft steht vor einschneidenden Veränderungen. Wie aus Kreisen der Regierungsparteien SPD und CDU verlautete, soll es künftig nur noch zwei statt der bisherigen vier Oberschul-Typen geben. Übrig bleiben nach dem jetzt diskutierten Modell Gymnasien für die Abiturausbildung sowie Sekundar- oder Mittelschulen für die mittlere Reife und den Hauptschulabschluss. Gesamtschulen und Realschulen würden wegfallen. Hintergrund der Debatte sind sowohl der teilweise dramatische Rückgang an Schülerzahlen als auch die für Brandenburg nicht gerade schmeichelhaften Ergebnisse der Pisa-Studie.

Der Sprecher des Bildungsministeriums, Martin Gorholt, rechnet mit einer Umsetzung der Reformvorschläge ab dem Schuljahr 2004/05. Dann wirke sich der Schülerrückgang erst richtig aus. Statistiker prognostizieren in den nächsten Jahren einen regelrechten Einbruch bei den Schülerzahlen. Wurden im Jahre 2000 noch 142 600 Schüler in den Klassen sieben bis 10 gezählt, so werden es im Jahre 2008 nur noch 57 600 sein. In den Berlin-fernen Region ist der Schülerrückgang am dramatischsten. Die Folgen: Schulen werden geschlossen, für die Kinder verlängert sich der Weg zur Schule erheblich.

Der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Brandenburg, Günther Fuchs, hält die Diskussion über die Schulreform für längst überfällig. Gemessen an der Schülerzahl leiste sich Brandenburg derzeit zu viele Schultypen. Allerdings dürfe sich die Debatte nicht auf eine zahlenmäßige Reduzierung der Schulformen beschränken. Genauso wichtig seien die Inhalte der künftigen Lehrprogramme. „Jeder Schüler soll möglichst wohnortnah unterrichtet werden und entsprechend seinen Leistungen auch ohne Schwierigkeiten zu einem anderen Schultyp wechseln können", sagte Fuchs.

Das „Modell Sachsen“ lehnte Fuchs indes ab. Dort müssen schon die Viertklässler zwischen dem Wechsel aufs Gymnasium oder zr Mittelschule wählen. Außerdem gelte auch nur – anders als in Brandenburg – die neunjährige Schulpflicht. Es sei dort recht kompliziert, von der Mittelschule nach der Klasse 10 aufs Gymnasium zu wechseln. Das sei nur mit einem zweimaligen Besuch der 10. Klasse – einmal auf der Mittelschule und einmal auf dem Gymnasium – möglich. Gerade für ländliche Brandenburger Gebiete sei das System ungeeignet. „Wenn sich ein Schüler wegen des langen Schulweges zunächst für eine nahe gelegene Mittelschule entscheidet und danach das Abitur ablegen möchte, wird er mit einem zusätzlichen Jahr bestraft", sagte Fuchs.

Allerdings schnitt Sachsen in der Pisa-Studie etwas besser als Brandenburg ab. „Doch da Deutschland insgesamt einen hinteren Platz belegte, muss der Blick zu den Siegern gehen", forderte der GEW-Vorsitzende. „In Finnland hat sich das lange gemeinsame Lernen der Schüler bewährt. Da müssen wir auch hin." Claus-Dieter Steyer

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