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Brandenburg: Gesund sein soll Schule machen

Kampf gegen Übergewicht und Stress: In Mitte werden Therapien für Schüler und Lehrer erprobt

Gut essen ist halb gelernt. Unter diesem Motto wollen ab 1. August 14 Berliner Schulen die Gesundheit zum Schwerpunktthema machen. Die sieben Grund-, fünf Ober- und zwei Förderschulen nehmen teil an dem bundesweiten Pilotprojekt „Anschub.de“, das die Bertelsmann-Stiftung zusammen mit den Ländern, Kommunen und Krankenkassen, der GEW und vielen anderen Organisationen durchführt. Am Dienstag trafen sich erstmals alle beteiligten Institutionen.

Eine Viertelmillion Euro pro Jahr kostet das Projekt allein in Berlin. Es soll bis 2007 laufen. 100000 Euro kommen von der Bertelsmann-Stiftung, 100000 von der AOK. Ein Großteil davon wird in die Fortbildung und Beratung der Lehrer investiert und in Bücher und Broschüren.

Bildungssenator Klaus Böger (SPD) gibt kein Geld, aber zwei Mitarbeiter und freut sich sehr, dass 14 Berliner Schulen ausgewählt wurden. Dass es Einrichtungen in Wedding und Tiergarten sind, liege daran, dass hier 17 Prozent der Erstklässler an Übergewicht leiden und viele motorische Schwierigkeiten haben. Besonders Kinder aus Migrantenfamilien sind betroffen und solche, die von Sozialhilfe leben. Und davon gibt es in Wedding mehr als in anderen Bezirken.

Die Gesundheit soll künftig nicht nur als Thema auf dem Stundenplan stehen, sondern der gesamte Schulalltag umgekrempelt werden – möglichst unter Einbeziehung der Eltern. „Wir wollen eine Wohlfühl-Schule werden“, sagt Katalin Makowski von der Gottfried-Röhl-Grundschule. Das fange bei der Ernährung in der Mensa an und ende bei der Gestaltung der Lehrerzimmer. Wenn sich alle gut fühlen, hofft Makowski, werden weniger Lehrer krank und die Noten besser. Bernd Katzer von der Berolina-Oberschule will sich etwas überlegen, damit wieder mehr Schüler am gemeinsamen Mittagessen teilnehmen. Im Moment seien es nur 20 von 400. Die anderen kaufen am Kiosk gegenüber Süßigkeiten.

Die Hermann-Herzog-Grundschule hat ein Problem mit Lärm. Kinder aus türkischen Familien hätten keine Kultur der Stille, hat der Schulleiter festgestellt. Im Rahmen von „Anschub.de“ überlegt er zusammen mit dem Zentrum für Türkeistudien in Essen, wie er seinen Kindern einen Sinn für Ruhe und Konzentration vermitteln kann. Aber nicht nur die Gesundheit der Schüler steht im Mittelpunkt, auch die der Lehrer. „Wir können die Belastung und den Stress nicht verringern, aber wir wollen den Lehrern helfen, besser damit zurecht zu kommen“, sagt Elisabeth Müller-Heck, Gesundheitsreferentin in der Bildungsverwaltung.

Dass sich der Einsatz lohnt, beweist die Marzahner Grundschule am Hollerbusch: Für ihre Gesundheitserziehung wurde sie von der Bertelsmann-Stiftung am Dienstag mit dem Deutschen Präventionspreis ausgezeichnet und bekam 5500 Euro.

Claudia Keller

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