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Brandenburg: Giftalarm auf dem Acker

Statt Dünger wurde Bauern Klärschlamm verkauft, der womöglich einen krebserregenden Stoff enthielt

Von Sandra Dassler

Potsdam - Ist mit Klärschlamm aus Nordrhein-Westfalen auch die krebserregende Chemikalie PFT auf Brandenburger Felder gelangt? Eine Antwort darauf verspricht sich das Potsdamer Agrarministerium von Untersuchungsergebnissen, die kommende Woche vorliegen sollen.

Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) hat dennoch schon vorab Entwarnung gegeben – zumindest, was das Trinkwasser betrifft. Die Flächen, auf die der möglicherweise vergiftete Schlamm ausgebracht wurde, liegen außerhalb von Wasserschutzgebieten, sagte er. Deshalb können die im Schlamm vielleicht enthaltenen perfluorierten Tenside (PFT) nicht ins Trinkwasser gelangt sein.

Im Zuge von Ermittlungen gegen eine Biodüngerfirma aus Borchen nahe Paderborn hatten Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft festgestellt, dass möglicherweise belastete Stoffe auch an Landwirte in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg weitergegeben worden waren. Das Potsdamer Landesumweltamt entnahm Anfang Dezember nach eigenen Angaben Proben auf allen betroffenen Ackerflächen in den Landkreisen Havelland, Potsdam-Mittelmark und Prignitz.

PFT, das unter anderem in Feuerlösch- und Reinigungsmitteln verwendet wird, ist nach Ansicht von Experten nicht akut gefährlich für Menschen. Langzeitwirkungen sind aber nicht auszuschließen. So wurde die Leberfunktion von Versuchstieren durch PFT stark beeinträchtigt. Vor einem halben Jahr hatten in Flüssen festgestellte erhöhte PFT-Konzentrationen Umweltalarm in Nordrhein-Westfalen ausgelöst. Der Hochsauerlandkreis warnte davor, Babynahrung mit Leitungswasser zuzubereiten. Als Verursacher wurde angeblich Biodünger der Firma GW Umwelt aus Borchen entdeckt. Kurz vor Weihnachten wurden der Geschäftsführer und zwei Mitarbeiter verhaftet. Ihnen wird unter anderem besonders schwerer Betrug vorgeworfen. Sie sollen gefährlichen Klärschlamm aus den Niederlanden bezogen, diesen aber nicht – wie versprochen und von den Niederländern bezahlt – entsorgt haben. Stattdessen sei er, so die Ermittler, mit anderen Stoffen vermengt und als angeblicher Dünger verkauft worden.

Da der Klärschlamm in Brandenburg nur auf Äckern und nicht auf Weiden ausgebracht wurde, könnten die Tenside auch nicht in die Milch von Kühen gelangt sein, hieß es. Was stattdessen auf den betroffenen Flächen angebaut wird und wo sie sich genau befinden, war bislang nicht zu erfahren.

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